Ich hab lange überlegt, ob ich was schreiben soll, hab mich aber doch dafür entschieden.
Ich gehe zur Zeit auf ein Gymnasium, 13. Klasse. Natürlich war dieser Amoklauf Gesprächsthema Nummer Eins. Es wurde zB eine Wand, auf der man etwas schreiben möchte, aufgestellt. Auch bildeten alle Schüler, Lehrer und Angestellte der Schule eine Kette und schwiegen für eine Minute.
Auch ich war zutiefst betroffen. Es gibt viele Arten zu trauern, jeder hat seine Meinung zu den Gründen. Nur eins regt mich wirklich auf: Jetzt tun wieder alle, wie viel doch in Deutschland im Argen liege (ok, das stimmt auch) und wie viel sie jetzt dafür tun. Strengeres Waffenrecht hier, mehr psychologische Betreuung da. Wir brauchen mehr Schutz, mehr Überwachung.
Ich persönlich möchte keinen bewaffneten Polizisten vor der Schultüre haben und meinen Rucksack in einen Metalldetektor stecken. Ich möchte meine persönliche Freiheit nicht für ein so trügerisches Gefühl der Sicherheit aufgeben. Schlimm genug, dass ich einen solchen "lockdown-drill" (in abgespeckter Version) über mich ergehen lassen musste. Es wird den Schülern, zumindest kommts mir so vor, brutal viel Angst eingejagt.
In meinem Englischkurs hatten wir an Weihnachten eine weiße Austauschschülerin aus Südafrika. Sie hat nicht soo viel erzählt aus ihrer gefährlichen Heimat, aber das, was sie erzählt hat, ließ mich erschaudern.
Die Gefahr eines Amoklaufs besteht immer. Aber ich fürchte mich viel mehr, nachts in einer Großstadt S-Bahn zu fahren oder in meiner Heimatstadt an bestimmte Plätze zu gehen.
Und manchmal habe ich auch einfach nur Angst, abends einzuschlafen und morgens nicht mehr aufzuwachen.
Aber sterben muss ich sowieso irgendwann. Und warum sollte ich mir durch solche Gefahren, die ja unbestritten vorhanden sind, meine Leben versauen lassen? Freut euch lieber jeden Tages, den ihr habt.