Gutes Überzahl ist einfach gespielt und das macht Heilbronn, bei einer Quote von 33 Prozent kann es nicht nur an uns gelegen haben. Sind auch nur 2 bis 3 Pässe die gespielt werden, aber halt gut von Just.
Von "nur an uns" war auch nie die Rede. Aber man hat es ihnen schon sehr leicht gemacht und das wäre für mich als Trainer auch der größte Punkt, den ich für Spiel 2 mit in die Spielvorbereitung nehme. Die PP-Quote von 60% gestern ist auch fast doppelt so hoch wie die durchschnittlichen 33% der regulären Saison.
Weil ich wieder Ärger bekomme, wenn ich das Spiel analysiere anstatt das Heilbronner PP zu huldigen, folgt die Analyse wie immer versteckt für die, die es interessiert:
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Wie die meisten Teams spielt Duisburg in Unterzahl in einer "Wedge+1" Formation, also die zwei Verteidiger vor dem Tor und ein Stürmer davor bilden ein Dreieck, während der vierte Stürmer als "+1" quasi als Spitze der Formation fungiert. Die Aufgabe des +1 ist es, den puckführenden Spieler an der blauen Linie dazu zu bringen, sich eine Seite auszusuchen und den Puck dann in einem guten Winkel in eine weniger gefährliche Position (die Ecke) zu bringen.
Beim ersten Tor von Heilbronn machen sie das zunächst gut. Das Tor resultiert dann aber aus einem Duisburger Fehler und nicht aus einer Heilbronner Meisterleistung. Duisburg ist perfekt in Position, als Supis oben den Puck bekommt und auf die linke Seite passt. Hier müsste Pontus dann einem guten Winkel von oben den puckführenden Spieler auf der linken Seite anlaufen und nach unten zwingen. Stattdessen zieht er sich in den Slot zurück, sodass der puckführende Spieler links und Supis oben Platz haben. Das zwingt Fomin und Konze dazu, zu reagieren, indem sie (leider auch beide zusammen und nicht nur einer) von unten auf den puckführenden Spieler zugehen, um Druck auszuüben. Das geht natürlich komplett in die Hose, weil Supis oben immer noch ganz alleine freisteht und der Passweg ebenfalls frei ist. Der Freeze Frame während des Schusses zeigt die katastrophale Position, in der Duisburg dadurch landet: Alle fünf Heilbronner stehen frei, inklusive zwei Mann vor dem Tor, wovon einer Schulte die Sicht nimmt. Da war nichts grandios gespielt, sondern ein Fehler von Pontus (oder Fomin, je nach Vorgabe) bringt das PK dazu, komplett zusammenzubrechen. Der Schuss war natürlich trotzdem gut.
Beim zweiten Tor läuft es schon beim Bully schlecht – übrigens genau wie beim ersten Unterzahl, nur dass der aus dem Bully resultierende Schuss daneben ging. Heilbronn versucht beim Bully auf der linken Seite in Überzahl immer, den Puck nach hinten links zu gewinnen und dann per Pass oder Lauf in die Mitte zu bringen. Duisburg spielt vom Bully weg ein "Center/Winger Out": Beide Stürmer gehen vom Bully weg nach oben, wo der eine Druck auf den puckführenden Spieler ausübt und der andere die puckferne Seite absichert. Eriksson macht das gut, sodass Heilbronn den Pass auf Supis nicht sofort spielen kann, allerdings macht Nagtzaam dann den Fehler. Wenn er den Pokecheck macht, muss er auch stören können, ansonsten nimmt er sich einfach raus und lässt dem Gegner freie Bahn. Wenn er den Gegner hier einfach nur stellt und mitgeht, so wie sonst auch, dann wird der Pass auf Supis für einen Linksschützen, der den Puck auf seiner Rückhand hat, unglaublich schwer. So kommt er locker an Nagtzaam vorbei, kann den Puck in Ruhe auf die Vorhand legen und entspannt den Pass auf Supis spielen. Mannes schafft es dann nicht ganz in die Schussposition und Schulte kommt nicht rechtzeitig rüber, aber die beiden haben dann Pech gehabt, wenn es vor ihnen zusammenbricht und können wenig machen.
Beim dritten Tor ist wieder Pontus der +1, der sehr passiv ist und ohne jegliche Gegenwehr den Seitenwechsel von rechts nach links ermöglicht, anstatt schnell hoch zu laufen und durch Anwinkeln wieder das Spiel die Bande runter zu forcieren. Dadurch müssen sich alle auf die andere Seite bewegen und genau diese Bewegung bringt dann Unruhe ins Penalty Kill. Pontus braucht eine Weile, um wieder in Position (im Slot) zu kommen. Linus läuft den puckführenden Spieler frontal an; Grosse kommt raus, um einen Schuss zu blocken, der nie kommt. Mannes kann nicht vors Tor, weil den Spieler auf der rechten Seite mitdecken muss, weil Pontus noch nicht in Position ist. So stehen plötzlich zwei Mann frei vor dem Tor.
Klar kann Heilbronn Powerplay, das ist unbestritten. Aber man muss es ihnen nicht so leicht machen und diese Fehler gilt es jetzt zu analysieren und für den Rest der Serie bestmöglich abzustellen. Die am schönsten herausgespielte Überzahl-Chance hatte Heilbronn meiner Meinung nach in der Überzahl am Ende des zweiten Drittels, auch wenn das erfolglos blieb.