Schach-Fred

    Die 5. Partie wird vermutlich auch zum Remis abgewickelt. Massive Kritik der Kommentatoren an Ding, der sich nicht traut, eine bessere Stellung auf Sieg zu spielen. Er scheint tatsächlich angeschlagen zu sein und Gukesh wird irgendwann seine Chance nutzen.

    Habe mir jetzt mehrere Analysen angeschaut und der Tenor ist eindeutig. Beide spielen Sicherheits- oder Angsthasenschach. Es gab zwar keine eindeutig gewonnene Stellung auf dem Brett, aber mit einem gedeckten Freibauern auf d3 könnte man im Turmendspiel durchaus seinen Gegner ins Schwitzen bringen. Auch ist die Abtauschvariante der französischen Verteidigung schon irgendwie die Ansage, dass man eher früh und friedlich Schluss machen möchte.

    Insgesamt verläuft diese WM bisher enttäuschend, gerade vor dem Hintergrund von Gukeshs Ergebnis bei der Schacholympiade mit 8 aus 10 und einer Turnierleistung von über 3.000 ELO.

    Schade, dass Ding den Vorsprung aus der 1. Partie nicht halten konnte. Ich hoffe, dass Gukesh jetzt bald mal eine Partie gewinnt, damit Ding sich mehr trauen muss.

    Nach dem Remis in der sechsten Partie und dem freien Tag gestern, überraschte Gukesh seinen Gegner in der heutigen Auseinandersetzung anscheinend mit der Eröffnungswahl. Ding investierte doch ordentlich Zeit in die Stellung, und wollte mit 9.c5 Gukesh wohl aus der von ihm vorbereiteten Variante bringen. Da gab s viele Fallstricke, wie GM Jan Gustafsson und IM Steve Berger auf Youtube zeigten, aber aktuell ist die Stellung ausgeglichen. Die ist aber schön dynamisch.

    Schade, die erste Partie, in der wirklich was passiert ist und dann spielt Gukesh zu ungenau und muss trotz deutlich besserer Stellung mit einem Remis zufrieden sein.

    Anscheinend sind Beide mental nicht 100% fit. Bei der Schacholympiade hätte Gukesh diese Chance noch genutzt

    Objektiv sah die Stellung aber mit den vier vereinzelten Bauern von Schwarz ziemlich gut aus. Klar, die Engine sagt was anders, nur kann auch ein Super-GM keine Endspielabwicklungen mit 20 Zügen im Voraus genau berechnen bzw. alle Eventualitäten sehen. Gefühlt hätte ich Gukeshs Stelle versucht, das Läuferpaar zu behalten, weil das in so offenen Stellungen mehr Wert hat als schwache Bauern. So konnte Ding das immer so gerade noch verteidigen.

    Aber interessant auf jeden Fall, dass hier nicht immer nur eine Eröffnung zu Tode variiert wird. Hier kommt ja ständig was anderes aufs Brett. Ding muss aber schon noch eine Partie gewinnen, im Schnellschach dürfte er Gukesh deutlich unterlegen sein.

    Klar rechnet keiner 20 Züge im voraus. Da ist dann oft eine Menge Intuition dabei und eben die Bereitschaft ein gewisses Risiko zu gehen, indem man sagt "Das sieht so gut aus, dass es gewonnen sein muss".

    Genau das ist dann der Unterschied, wo der Amateur nicht begreift, warum was gespielt wurde. Die Stellungsbewertung ist das Entscheidende, 6 Züge im voraus kann man selbst auf mittlerem Niveau schon rechnen.

    Zitat von astra

    Die 5. Partie wird vermutlich auch zum Remis abgewickelt. Massive Kritik der Kommentatoren an Ding, der sich nicht traut, eine bessere Stellung auf Sieg zu spielen. Er scheint tatsächlich angeschlagen zu sein und Gukesh wird irgendwann seine Chance nutzen.

    Also, die Kritik ist für mich schwer nachvollziehbar, und dass Ding angeschlagen ist, dürfte unter Schachfans ja schon länger bekannt sein:

    Schach-Weltmeisterschaft: Ding Liren überrascht alle
    Nach sechs Partien steht es bei der Schach-WM in Singapur zwischen Titelverteidiger Ding Liren und Herausforderer Gukesh 3:3.
    www.sueddeutsche.de

    Edit: Ich kann mich noch erinnern, ein Interview mit ihm vor einem Turnier gelesen zu haben, in dem er nach seiner Zielsetzung gefragt wurde. Seine Antwort als amtierender Weltmeister: "Nicht letzter werden".

    Zitat von Rainmaker

    Ding muss aber schon noch eine Partie gewinnen, im Schnellschach dürfte er Gukesh deutlich unterlegen sein.

    Bitte? Im Rapid und Blitz ist Ding eigentlich glasklarer Favorit. Woher nimmst du deine Einschätzung? Meiner Meinung nach ist Gukesh im Zugzwang zu gewinnen, weil der Tiebreaker geht mit hoher Wahrscheinlichkeit an Ding.

    Zitat von CaerulusFlavum

    Bitte? Im Rapid und Blitz ist Ding eigentlich glasklarer Favorit. Woher nimmst du deine Einschätzung? Meiner Meinung nach ist Gukesh im Zugzwang zu gewinnen, weil der Tiebreaker geht mit hoher Wahrscheinlichkeit an Ding.

    Ich habe das an der aktuellen Spielweise festgemacht und wie lange Ding braucht, um Entscheidungen am Brett zu treffen. Ding wirkt so unglaublich vorsichtig und teilweise zögerlich, das wird mit weniger Bedenkzeit dann immer problematischer. Ich weiß, dass er in seiner besten Zeit einer der Top 5 Rapid-Spieler war. Aber wenn wir da unterschiedlicher Meinung sind, umso besser, dann würde es auch in den Partien spannend:prost:

    Und wieder kommt eine neue Eröffnung aufs Brett. Ding versucht, Gukesh mit Englisch zu überraschen, der kommt aber mit Schwarz mit Ausgleich bzw. ganz leichtem Vorteil raus und hat bisher auch knapp 25 Minuten weniger Bedenkzeit verbraucht.

    Gukesh scheint sich auf diese Eröffnung sehr gut vorbereitet zu haben.

    Erneut eine sehr spannende Partie. Ding hat mit 22.Tb1 einen strategischen Fehler gemacht. Danach gab es noch eine Ungenauigkeit mit 25.Lb2, so dass er einen Bauern verlor und Stockfish einen Vorteil von 1,3 für Gukesh anzeigte.

    Gukesh griff aber den den falschen Springer, um ihn aufs kritische Feld c5 zu stellen, was die Stellung wieder ins Gleichgewicht brachte. Dann machte der Inder aber mit 28. Le6 einen Zug, der die Stellung von leichtem Vorteil für ihn in recht großen Nachteil umwandelte. Der Herausforderer mussste das die Qualität geben und hat durch die beiden verbundenen Freibauern auf der a- und b-Linie allerdings gefährliche Kompensation.

    Gukesh ist der Möglichkeit zur dreimaligen Stellungswiederholung ausgewichen. Kampfgeist :)

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    Ding stellt einzügig eine Figur ein und gibt im 29. Zug auf. Jetzt wird es ganz schwer für ihn, weil er die ganze Zeit immer nur auf Remis gespielt hat und jetzt die Strategie wechseln muss, wenn er noch eine Chance haben will.

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    Immerhin bekommen wir als Zuschauer fast in jeder Partie eine andere Eröffnung zu sehen. Darauf kann man sich als Schwarzspieler dann auch nur schwerlich vorbereiten. Allerdings ist es mir ein Rätsel, wieso man sich dann so gerne auf scharfe Varianten einlässt, die der Weißspieler sicherlich besser analysiert haben sollte.

    Aber unterhaltsam ist es auf jeden Fall.

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    Was für ein Finale: Glückwunsch, Dommaraju Gukesh, und Respekt, Ding Liren. Es war schon herzzereißend, wie Ding das Endspiel durch - so Jan Gustafsson - den einzigen Zug, den er nicht hätte spielen dürfen, noch verloren hat...