Ich beziehe mich jetzt mal auf eine ganze Reihe eurer Kommentare, vorher aber wie immer ein Disclaimer, den alle gerne überlesen:
Das Spiel gestern ging nicht wegen Schwarte verloren, das hat – soweit ich es sehe – bisher auch noch niemand behauptet. Vorne wurde aus vielen Chancen zu wenig gemacht, hinten wurden zu viele Chancen zu- und Schwarte oft alleingelassen. Der Goalie hat das Spiel nicht verloren. ABER: Er hat auch nichts dafür getan, Duisburg länger im Spiel zu halten und das können wir von ihm auch nicht erwarten. Generell wird die Wichtigkeit von Goalies extrem überbewertet, die Leistung hängt sehr, sehr stark von der Vordermannschaft ab. Aber ein besonders schwacher Goalie schadet dem Team eben doch an der einen oder anderen Stelle – zumindest hilft er dem Team nicht, wenn es mal eng wird. Das ist aber nicht Schwartes Schuld – er kann nur so gut spielen wie es geht – sondern die Situation, in der der Verein eben gerade steckt.
Und jetzt zum eigentlichen Post...
Es gibt oder gab schon genügend Beispiele von kleinen Goalies die Ihren Weg gemacht haben.
Hier bin ich sehr gespannt auf deine Auflistung. Mir fällt tatsächlich keiner in der heutigen Zeit ein. Robert Müller war auch nur knapp über 1,70m, aber das war noch eine andere Zeit, seit der sich das Torhüterspiel extrem weiterentwickelt hat. Heute gibt es auf dem höchsten Niveau noch Leute wie Matthias Niederberger oder Hendrik Hane, die aber auch immerhin 1,78m sind. Unter 1,75m fällt mir in der DEL oder DEL2 keiner ein. In der Oberliga gibt es ein paar, bspw. Di Berardo in Rostock oder Dalgic in Hannover, die ebenfalls beide Backups mit weniger beeindruckenden Statistiken sind. Aber das zeigt schon, dass es für Goalies unter 1,75m heutzutage nicht höher hinaus geht.
Wer ernsthaft Linus Schwarte für die Gegentore gestern alleinig verantwortlich möchte dem kann nicht geholfen werden.
Siehe oben. Das habe weder ich gemacht, noch sonst irgendwer. Lasst uns doch einfach mal sachlich über Hockey sprechen, macht viel mehr Spaß, als Leuten irgendwelche Sachen vorzuwerfen.
Zur Torwartpositon: Linus jetzt als Spielverlierer hin zu stellen ich mir zu einfach.
Auch hier: siehe oben. Hat bislang niemand gemacht. Aber: Seine Probleme waren heute sehr auffällig.
Sorry, aber ich habe mir die Tore nochmal angeschaut und ich weiß nicht wie man auf so einen Quatsch kommt.
Das 1-1 von Lise unhaltbar. Der hat eine knallharten und platzierten Handgelenksschuss. Auch bei der 1-0-Situation zum 2-1 für Herne geht der Schuss genau in den Knick. Und Kirchhoffs 3-2 ist ein Sonntagsschuss, ebenso genau in den Knick. Da machst du nichts.
Beim 5-2 gibt es in Überzahl einen starken Pass auf die andere Seite und das Tor ist dadurch natürlich leer. Lediglich beim 4-2 kann man darüber diskutieren, ob er zu langsam im anderen Eck war. Aber auch da hast du mit Biezais jemanden, der solche Dinger fast immer macht.
Die ersten drei Tore sind schlicht und einfach effektiv und das zeigt die Klasse des jeweiligen Spielers. Vor ein paar Wochen fehlte uns diese Effektivität komplett und dann verliert man auch mal einige Spiele.
Aber dafür den Torwart die Schuld zu geben ist absurd. Da würde ich .eher die Abwehr, das Defensivverhalten sowie unnötige Strafen hinterfragen.
Ich hoffe, der Teil oben hat schon gezeigt, dass ich Schwarte hier in keinster Weise schlechtreden will und am liebsten würde ich mir den nächsten Teil sparen. Aber bei "ich weiß nicht wie man auf so einen Quatsch kommt", helfe ich dir natürlich gerne auf die Sprünge bzw. erläutere genauer was ich meine. Wenn man etwas tiefergehende Ahnung vom Hockey inkl. Torhüterspiel hat, gibt es da nämlich einige Punkte, die auffallen.
Zunächst mal: "Genau in den Knick" zu schießen ist keine Kunst. Jeder Oberliga-Spieler kann von 100 Schüssen 90 "genau in den Knick" schießen, wenn du ihn alleine vor das Tor stellst. Aber in diesem Szenario sollte jeder Oberliga-Torhüter auch 89 der 90 Schüsse "genau in den Knick" locker halten.
Das nur als Kontext, im laufenden Spiel ist das natürlich eine etwas andere Geschichte. Es ist aber trotzdem erst mal wichtig zu verstehen, dass "genau in den Knick" nicht mit "unhaltbar" gleichzusetzen ist. Und damit zu den Toren.
Beim 1-1 bekommt Liesegang außen (nicht zentral, das ist wichtig) den Puck. Der Pass kommt von oben, deshalb hat Schwarte keinen weiten Weg und ist sofort in Position. Liesegang wartet noch eine Sekunde, Schwarte kann sich auf den Schuss vorbereiten. Dabei geht er schon so tief runter, dass er fast im Butterfly ist. Grundsätzlich gehört das zum modernen Torhüterspiel, Goalies gehen früh weit runter, damit sie schnell im Butterfly sind. Wenn ein 1,70m großer Schwarte das macht, ist allerdings das halbe Tor frei und der Schütze kann locker über die Schulter schießen – so auch hier passiert. Und das obwohl, wie eben erwähnt, Liesegang von außen geschossen und dadurch einen relativ schlechten Winkel hatte. Hinzu kommt, dass es im Butterfly sehr wichtig ist, sich mit den Schultern groß zu machen, obwohl sich der Körper eigentlich gerade nach unten bewegt (durch das Fallenlassen auf die Schienen). Das fällt Schwarte offenbar auch extrem schwer.
Das 2-1 geht natürlich komplett auf die Vorderleute, bei denen nach dem Bully die Zuordnung fehlt. Die Stürmer sind sich nicht einig, wer F1 (der erste Stürmer im Forecheck) ist (ich schätze, dass Stroh hier gepennt hat), dann geht Schmitz nicht mit und Ziolkowski steht komplett abseits des Geschehens während Krämer zu aggressiv versucht, das Ankommen des Passes zu verhindern. Am Ende sieht Schwarte auch hier nicht gut aus, weil der Schuss wieder einfach über seine Schulter fliegt, aber der Stürmer hatte hier auch eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit. Nicht Schwartes Schuld, aber auch keine Situation, bei der in 100 % der Fälle ein Tor fällt. (Randnotiz: In der NHL führen nur ca. 25 % der 1-auf-0-Situationen zu einem Tor).
Das 3-2 war ebenfalls eine sehr gute Torchance und es war nicht Schwartes Schuld. Aber auch hier kann der eine oder andere Goalie ein Tor verhindern. Wieder geht der Schuss knapp über die Schulter, diesmal auffällig, dass er nicht "genau in den Knick" geht, sondern relativ mittig einschlägt. Ein größerer Goalie zieht heir die Schulter hoch und hat das Ding.
Das 4-2 war die bis hierhin vielleicht beste Torchance, abgesehen vom 1 auf 0. Schwarte steht erst gut, macht die erste Schusschance zu und steht zu diesem Zeitpunkt noch relativ aufrecht, sodass er mehr Tor abdeckt. Der zusätzliche Pass macht ihm das dann natürlich kaputt und es liegt wieder an den Vorderleuten, dass der Pass so ankommt. Aber auch hier sieht Schwarte nicht gut aus. Als der Pass kam, drückte er sich mit dem rechten Fuß ab – soweit so gut. Auffällig ist aber, dass er ungefähr in der Tormitte schon im Butterfly landet und sich dann noch einmal zusätzlich strecken muss, um bis nach links zu rutschen. Das liegt zum einen daran, dass er rüber "spring" statt zu rutschen und deshalb in der Mitte des Tors "runterfällt" anstatt sich parallel zum Eis lateral zu bewegen. Zum anderen schadet ihm auch hier seine Größe. Goalie-Coaches sprechen da von "Length", der Fähigkeit, beide Pfosten gleichzeitig abzudecken – also nicht der eigentlichen Körpergröße, sondern eher der Länge von Fuß zu Fuß im Butterfly. Schwarte "sitzt" am Ende, wenn der Schuss kommt, fast im Tor und ist für den Schützen letztendlich kaum ein Hindernis. Auch hier wieder: Die Schuld liegt nicht bei Schwarte, das war eine super herausgespielte Chance mit gutem Abschluss und die Vorderleute waren keine Hilfe. Aber es hat trotzdem Schwartes Schwächen verdeutlicht.
Beim 5-2 war er wahrscheinlich tatsächlich chancenlos. Und das obwohl er beim ersten Querpass (von links an der blauen Linie nach rechts zum Vorlagengeber) technisch besser aussah als beim 4-2.
Alles anzeigenAber genau wie sich jetzt diverse Leute auf Schwarte einschießen, gab es zu Anfang der Saison genügend Leute in der Halle die Lunemann genügend Dinger angelastet haben weil er eben oft Schüsse prallen lässt.
Das dies aber ein Resultat der modernen Art des Hockey ist cergessen viele im Eifer des Gefechts.
Und ja klar.
Heute sind große Goalies gefragt die durch Ihren Körper möglichst viel Fläche vom Tor abdecken.
Aber auch der ist relativ Chancenlos bei harten, schnellen und präzisen Schüssen.
Deswegen bin ich auch der Meinung das ein starker TW erst mal wenig bringt wenn du das Abwehrverhalten der Feldspieler nicht verbessert.
Eher das Gegenteil würde das nach einer gewissen Zeit bewirken.
Da verlassen sich dann alle auf den Goalie.
Ich stimme dir einerseits zu, andererseits auch nicht. Ja, es ist das Resultat des modernen Torhüterspiels, aber letztendlich gibt es dann nur zwei Möglichkeiten: Entweder Schwarte passt sich seiner Größe an und spielt wieder mehr so wie früher, in der Hoffnung, dass es funktioniert. Oder er spielt so wie es modern ist, dann klappt es auf diesem Niveau aber einfach nicht.
Allerdings stimme ich dir zu, dass ein starker Goalie wenig bringt, wenn das Abwehrverhalten davor nicht passt. Wie schon einleitend geschrieben, wird die Wichtigkeit von Torhütern meiner Meinung nach stark überbewertet. Und trotzdem hätte man im Ernstfall lieber den Goalie, der hin und wieder einen unhaltbaren rausholt und nicht den, der regelmäßig haltbare reinlässt.