Krieg in der Ukraine

  • Auch wenn die Headline das tatsächlich Gesagte bedeuten könnte, so muss es dies nicht zwingend. Mir wäre es da lieber, wenn man - wenigstens bei uns - bei der Wahrheit bleiben würde und nicht bei der Übersetzung oder Überschriftenfindung schon die erste Interpretation, Ungenauigkeit oder bewusste Lüge/Skandalisierung reinbringt.

    Weil es das tatsächlich Gesagte bedeuten könnte, ist die Headline ja auch als Frage formuliert: "Minsker Friedensplan nur Schein? Putins Ex-Berater bringt den Kreml in Erklärungsnot"

    Man beachte das Fragezeichen!

  • Guten Morgen,

    Mal wieder ein Update zur Lage an der Front:

    Es ist mittlerweile völlig klar, dass die RU Großoffensive längst begonnen hat. Alle von RU, vor allem nach Luhansk und Donezk, verlegten Einheiten sind mittlerweile im Gefecht. Damit ist auch gleichzeitig der Schwerpunkt ihrer Offensivbemühungen klar geworden, nämlich die komplette Einnahme des Donbas (= die Oblaste Luhansk und Donezk). Es gibt daneben aber auch weiterhin Gefechte in Charkiw, Saporishshja und Cherson.

    Der Erfolg dieser Offensive ist bisher mehr als nur dürftig. Im Donbas geht es, wenn überhaupt, nur im Hundertmeterbereich voran, wobei jeder Meter mit einem hohen Blutzoll einhergeht. Die neuralgischen Punkte dieser Schlacht sind die Geschehnisse in und um Bakhmut, vor und um Avdiivka und vor Kreminna. Hier hören die Kämpfe im Grunde zu keiner Minute auf. Gerade bei Bakhmut und hier vor allem an den Flanken, bei Chasiv Yar (Süden) und Paraskoviivka/ Krasna Hora (Norden), gelingt es den UA- Streitkräften immer wieder erfolgreiche Gegenattacken zu fahren, die den Feind immer wieder zurückwerfen. Der probiert es aber natürlich fortwährend weiter. In Bakhmut selber, das heißt genauer gesagt die besagten östlichen Ortsteile, jenseits des Flusses, werden von den Verteidigern und hier vor allem der fast schon berüchtigten 54. mechanisierten Brigade, sehr erfolgreich verteidigt.

    Um Bakhmut herum herrscht mittlerweile fast eine Parität was den Einsatz von Artillerie betrifft. Die ist auch nötig, will man diese Stadt ernsthaft halten und danach sieht es aus.

    Die Intensität der Offensive ist anhaltend hoch, jedoch mit ziemlicher Sicherheit auf ihrem Höhepunkt angekommen. Oder anders ausgedrückt: die RU können die Intensität wohl nicht weiter steigern. Sie haben das versucht, indem sie ihre Luftwaffe verstärkt eingesetzt hatten, wobei ihnen das sofort eine hohe Abschusszahl eingehandelt hatte, woraufhin sie diesen Versuch wieder aufgegeben haben. Die Luftwaffe fällt also als Überlegenheitsfaktor aus und das ist, so weit östlich, mehr als nur ein Statement.

    Wir rechnen stark damit, dass es den UA- Verteidigern weiterhin gelingen wird, die Lage dort mehr oder weniger im Gleichgewicht zu halten.

    Und damit wäre ich auch schon bei den Zukunftsaussichten: „Gleichgewicht halten“- kann schließlich nicht das Ziel sein. Es gibt nur zwei Wege um das zum Ende zu bringen. Entweder wir stellen die Lieferungen ein- dann bekommt Putin was er will, die Ukraine hört als Staat und Volk auf zu existieren und weitere Staaten sind in allergrößter Gefahr das gleiche Schicksal zu teilen, oder aber wir geben ihnen auch Quantitativ das was sie benötigen um ein Übergewicht zu bekommen, um die RU zurückzudrängen. Letzteres bedingt aber ein Hochfahren der entsprechenden Industrien.

    Diese Entscheidung wird vor allem in Washington getroffen. Immerhin wird jetzt beidseits des Atlantiks die Munitionsproduktion hochgefahren- viel zu spät by the way, aber das kann immer noch gelingen. Es kostet es tausende ukrainische Leben- so kalt muss man das ausdrücken.

    Man sieht gerade jetzt genau, wie unpassend dieser Krieg für die USA ist, die sich schwer damit tun das zu veranlassen was nötig ist. Ich schreib das auch für Diejenigen, die der Theorie anhängen- die USA wären der eigentliche Auslöser für diesen Krieg. Das ist Unsinn!

    Auch die Biden- Administration macht gerade einen Lernprozess durch, so wie wir alle. Eine Parität auf dem Schlachtfeld herzustellen (bisherige Strategie), um Putin nicht zu nötigen auf den berühmten Knopf zu drücken, wird das Problem nicht lösen, sondern nur in die Länge ziehen. Einmal mehr (wie oft eigentlich noch?): diesen Mann kann man nur mit Entschlossenheit besiegen, niemals mit Zögerlichkeit.

    Die Verlustzahlen der RU bis zum gestrigen Tage:

    Soldaten: 141.260 (+800)

    Kampfpanzer: 3.298 (+2)

    Schützenpanzer: 6.520 (+3)

    Artilleriesysteme: 2.322 (+16)

    MLRS: 467 (+1)

    Luftverteidigungssysteme: 241 (+2)

    Kampfflugzeuge: 298

    Kampfhubschrauber: 287

    Drohnen 2.013 (+1)

    Marschflugkörper: 871 (+14)

    Schiffe/ Boote: 18

    LKWs/ Tankfahrzeuge: 5.187 (+20)

    Spezielle Ausrüstung: 221 (+2)

  • Weil es das tatsächlich Gesagte bedeuten könnte, ist die Headline ja auch als Frage formuliert: "Minsker Friedensplan nur Schein? Putins Ex-Berater bringt den Kreml in Erklärungsnot"

    Man beachte das Fragezeichen!

    Es geht um deine Aussage dazu. Und die wird im Artikel eben nicht bestätigt.

    Darum ging es mir in meiner Antwort.

  • Kannst du uns denn noch was zu den größeren Einschlägen im Süden (2x Übergang zur Krim) und Enherodar sagen?

  • Kannst du uns denn noch was zu den größeren Einschlägen im Süden (2x Übergang zur Krim) und Enherodar sagen?

    Im Grunde nicht allzu viel: Sewastopol wurde von Drohnen angegriffen und bei Kalanchak (RU besetzter Teil Chersons) und Armyansk (Krim) wurden sowohl RU Depots, Kasernen als auch wichtige Verkehrswege erfolgreich mit Raketen angegriffen.

    Diese drei Attacken stehen klar im Zusammenhang miteinander und hatten das Ziel Nachschub, Infrastruktur und Logistik zu treffen. Sowohl die Autobahn- M17 (Kalanchak), als auch die Schienenwege (Armyansk) sind die einzigen Verbindungen der Krim nach Cherson und damit die Hauptversorgungsroute für die dort eingesetzten russischen Truppen. Da die Kertschbrücke immer noch nicht wieder intakt ist, muss der Nachschub per Schiff angelandet werden. Vor über einer Woche war daher ja auch schon mal Mariupol das Ziel UA Strikes und heute eben Sewastopol. Das sind keine zufälligen Hits, sondern derart Aktionen führen die UA immer nur dann aus wenn es sich auch lohnt. Offenbar kam etwas Bestimmtes im Hafen an. Was das war, darüber weiß ich nichts.

  • Noch ein Nachtrag zu der gemeldeten Explosion in Enerhodar. Dabei handelte es sich um ein Depot für Artilleriemunition der Russen. Der Explosionsort ist ausreichend weit entfernt vom AKW, so dass dieses nicht gefährdet war. Zur Erklärung: die RU nutzen jeden Kilometer aus, der weit vorgeschoben ist, um ihre Artillerie so weit vorzuschieben wie es geht. Im Falle Enerhodars ist deren Aufgabe dort ganz klar Terrorismus. Wegen der Nähe zum AKW wähnten sie ihre Geschütze dort sicher und haben so auch gleich ein großes Munitionsdepot in unmittelbarer Nähe ihrer Batterie angelegt. Das ging nach hinten los. Bei dem Angriff hat es nicht nur das Depot, sondern auch gleich die ganze Batterie mit erwischt. Das ist gut, denn von dort ging sehr viel Zerstörung für den Raum Saporishshja bis Kryvyi Rih aus. Sie werden wohl nicht drumherum kommen neue Geschütze etliche Kilometer weiter hinten zu stationieren. Da haben sie sich zu weit vorgewagt.

  • dafür scheint in russland einiges abzulaufen,

    wenn das alles nur in etwa stimmt, werden demnächst interessante Meldungen durch die Medien wabern

    https://www.t-online.de/nachrichten/uk…owikin-auf.html

    besser nicht auf Gehwegen an hohen Gebäuden vorbeigehen

    Da laufen auch ganz krumme Spielchen im Moment. Dem Putin wird nicht gefallen, das Prigoschin seine Wagner Truppe die einzigen sind die aktuell in irgendeiner Weise "Erfolge" auf dem Schlachtfeld vermelden können.

    Gestern hat sich Prigoschin über Telegram beschwert das seine Wagnertruppe von Munitionslieferrungen zur Front ausgeschlossen wurde.

    Dann hat er sich mit Apti ( Chechenenanführer der "Akhmat" Gruppe ) in einem Moskauer Krankenhaus getroffen und Munition von ihm zugesprochen bekommen.

    Für mich sind das alles politische Machtspielchen um das Verteidigungsministerium und Putin richtig schlecht aussehen zu lassen. Das wird noch spannend werden die kommenden Wochen. Putin ersetzt wohl Wagner im Raum Bakhmut auch langsam mit seiner Armee und Wagner zieht sich immerweiter zurück aus dem Gebiet. Das ist wohl Putins gegenschlag auf die Aktionen. Bin mal gespannt wo das noch alles hinführt.

    Spielt im Endeffekt aber alles der Ukraine in die Karten, wenn es da zwischen den Parteien kriselt.