Sehr treffende Zustandsbeschreibung. Aber auch die EU ist keine festgefügte Institution, sondern ein laufender Prozess. Sie soll und sie kann die Probleme angehen, für die jeder einzelne Staat für sich nicht in der Lage ist. Dabei ist sie nur so stark, wie sie von den Mitgliedsländern gemacht wird. Und spätestens da kicken die Egoismen hinein. Dazu kommt, dass es Mitgliedsstaaten gibt, deren aktuelle Vertreter etwas völlig anderes daraus machen wollen und die gewisse Grundlagen nicht akzeptieren wollen, wie z.B. Gewaltenteilung und Pressefreiheit. Polen und vor allem Ungarn kann man da nennen. Die EU und ihre Vorgängerformen, waren nie nur als Wirtschaftszone angedacht, also als Freihandelzone, sondern sie hatte schon immer die Idee friedensstifftend zu wirken. Sie ist, ebenso wie die Bundesrepublik Deutschland, eine unmittelbare Folge des zweiten Weltkrieges und all der jahrhundertelangen Kriege untereinander. Wie weit das gehen kann, kann man heute unmöglich abschätzen. Es ist wohl eine Lernsache, vor allem wenn es um Identität geht. Kein Deutscher fühlt sich weniger als Deutscher, nur weil sein Land Mitglied in der EU ist und daher einige wenige Gesetze seit dem statt in Berlin in Brüssel gemacht werden. Ebensowenig, wie die Zugehörigkeit Bayerns zum Deutschen Föderation etwas am bayerischen Nationalgefühl geändert hat. Man kann sowohl Bayer, Deutscher und Europäer sein und hoffentlich immer als Erstes ein Mensch. Das Eine schließ das Andere ja nicht aus.
Am Ende müssen aber immer die Probleme gelöst werden und davon gibt es mehr als genug. Als einzelner Staat schaffst du gar nichts. Das gilt auch für die großen Staaten, die für sich in Anspruch nehmen eine Weltmacht zu sein, wie die USA oder China. Was soll dann erst Deutschland, Frankreich oder Luxemburg sagen? Jeder für sich? Aber bevor ein Finger auf Brüssel zeigt, muss man klar festhalten, dass vorher zehn Finger auf Berlin, Paris, Rom oder Budapest zeigen. Immerhin ist dieser Staatenbund aber so attraktiv, dass die meisten europäischen Staaten lieber gestern als heute Mitglied wären und speziell ein Land bezahlt diesen Wunsch gerade bitterlich, weicht aber nicht davon ab. Und obwohl sie gerade einen Kampf auf Leben und Tot führen, arbeiten sie nebenbei auch noch geflissentlich den Beitrittskatalog ab und bekämpfen die Korruption. Einfach nur bewundernswert.
Vollkommen d'accord, aber zu Beginn war es eine reine Wirtschaftsgemeinschaft, allerdings mit dem Ziel eines engeren Zusammenschlusses auf vielen Ebenen.