Krieg in der Ukraine

  • OlafSBR ich lese hier seit Tagen mit und bin baff was du hier für Detailwissen hast.

    Darf ich fragen woher du deine Infos beziehst ?

    Vergiss das Heute Journal, frag Olaf... :respekt:

    Natürlich darfst du. Ich hab das zwar schon etliche Male in diesem Thread erläutert, allerdings geht das natürlich bei der Länge immer wieder unter.

    Ich bin Mitglied der SPD und u.a. außenpolitisch tätig und Experte für Osteuropa und dem Balkan. In dieser Eigenschaft bin ich Mitglied eines überparteilichen Teams, welches in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr und z.T. auch mit unseren Nachrichtendiensten, den Auftrag hat zu beobachten, was sich genau in der Ukraine abspielt. Dazu nutzen wir verschiedene Informationsquellen. Die Wichtigsten sind- Satellitenenechtzeitüberwachung, AWACS- Aufklärungsdaten und Informanten vor Ort. Wir arbeiten dabei auch mit Teams unserer Verbündeten zusammen, die den gleichen Auftrag haben. Neben unserem Team gibt es in Deutschland (sowie auch in den anderen Staaten) noch drei weitere Teams, die das Gleich machen wie wir, jedoch unabhängig voneinander. Unsere Analysen und Erkenntnisse reporten wir tgl. an das Kanzleramt, das Außenministerium, das Verteidigungsministerium und das Justizministerium. 1x pro Woche gibt es zudem ein mündliches Briefing, wobei jeder von unserem Team mal dran ist.

    Das was wir da tun unterliegt nur z.T. einer Geheimhaltung, da es durchaus erwünscht ist für Transparenz so sorgen. Daher darf ich das hier auch machen. Meine Kollegen sind anderweitig informativ tätig. Natürlich gibt es auch Informationen, die dann der Geheimhaltung unterliegen, aber das wird gekennzeichnet. Ein Verstoß dagegen wäre eine Straftat. Aber selbstverständlich sind wir keine BND- Mitarbeiter, die machen nochmal ganz andere Sachen.

    Insgesamt ergibt sich so für unsere Regierenden ein tgl. aktuelles Lagebild (bei Bedarf auch öfter), damit diese das in ihre Entscheidungsfindung mit einfließen lassen können. Das Ganze machen wir ehrenamtlich, bis auf unsere BW- Offiziere natürlich, von denen wir in den letzten Monaten sehr viel gelernt haben über alles Militärische. Hätte mir das jemand noch vor einem Jahr prophezeit, den hätte ich glatt ausgelacht.

    Was ich hier poste ist also kein Geheimnisverrat und häufig bin ich tatsächlich schneller als das Heute- Journal 😁 . Wobei die alle einen guten Job machen. Sie müssen sich halt an das Zweiquellenprinzip halten. Dieser journalistischen Sorgfaltspflicht unterliegen wir n nicht, was natürlich nicht bedeutet, dass wir nicht auch sorgfältig arbeiten. Oftmals warten wir auch mit der Infoweitergabe an die Öffentlichkeit, bis es die Medien auch schon haben.

    Warum mache ich das?

    Die Arbeit an sich, weil es mich wahnsinnig machen würde nichts zu tun und weil

    Dieser Krieg mich ganz enorm triggert. Ohne das zu vertiefen, aber das hat etwas mit dem Jugoslawienkrieg zu tun, in dem ich als Sani involviert war.

    Warum die Info an einem solchen Ort, wie u.a. hier?

    Ich weiß wieviel Angst und Verstörung eine Krise wie diese auslösen kann. Unwissenheit erzeugt ein Gefühl der Hilflosigkeit und das wiederum erzeugt Angst. Damit machen die Bauernfänger ihr Geschäft. Geht man mit Information hinein in die Materie und kann sich dann auch noch darüber austauschen, dann kommt man ins Handeln und das Gefühl der Angst tritt in den Hintergrund.

  • ...

    Ich weiß wieviel Angst und Verstörung eine Krise wie diese auslösen kann. Unwissenheit erzeugt ein Gefühl der Hilflosigkeit und das wiederum erzeugt Angst. Damit machen die Bauernfänger ihr Geschäft. Geht man mit Information hinein in die Materie und kann sich dann auch noch darüber austauschen, dann kommt man ins Handeln und das Gefühl der Angst tritt in den Hintergrund.

    :thumbup:

    Danke dafür.

    Das mit Jugoslawien hatt ich bisher nicht mitbekommen, aber das macht es verständlicher.

    In meiner BW-Zeit war ich im S1 zuständig, die Kommandeursbefehle aufs Papier zu bringen, zu überbringen. Nachschubbatallion für Jugoslawien.

    Zu Zeiten von GECONIFOR.

    Aus der Entfernung aus der deutschen Kaserne lasen sich die Befehle schon schrecklich genug.

    Nachts rausgeholt, weil Alarm, ein Vorfall vor Ort.

    Als ich aus der BW ausgeschieden bin hatt ich eigentlich gehofft, sowas nicht noch mal annähernd erleben zu müssen.

    Danke für die vielen klaren Infos OlafSBR

  • Die Arbeit an sich, weil es mich wahnsinnig machen würde nichts zu tun und weil

    Dieser Krieg mich ganz enorm triggert.... aber das hat etwas mit dem Jugoslawienkrieg zu tun, in dem ich als Sani involviert war.

    Mit der BW in Trogir gewesen oder so in einer Einheit vielleicht?

  • Nein, mit dem internationalen Roten Kreuz in Sarajevo und dann ging’s los.

    Ah, ok, dachte nur, weil dort in Trogir ein Feldlazarett war, welches ich zu meiner BW-Zeit mal besichtigt hatte, war aber im Rahmen von IFOR/SFOR, also nach dem Krieg 1996. Dann warst du da mehr oder weniger mitten drin. War bestimmt eine extreme Erfahrung.

    Nach Sarajevo sind wir auch mal gekommen, bei der Anfahrt die Wohnhäuser und Vororte waren z.T. zerstört und manche regelrecht durchsiebt von Geschossen. Genauso übrigens am Flughafen von Sarajevo die unmittelbar umstehenden Häuser und noch einiges mehr.

  • Ah, ok, dachte nur, weil dort in Trogir ein Feldlazarett war, welches ich zu meiner BW-Zeit mal besichtigt hatte, war aber im Rahmen von IFOR/SFOR, also nach dem Krieg 1996. Dann warst du da mehr oder weniger mitten drin. War bestimmt eine extreme Erfahrung.

    Nach Sarajevo sind wir auch mal gekommen, bei der Anfahrt die Wohnhäuser und Vororte waren z.T. zerstört und manche regelrecht durchsiebt von Geschossen. Genauso übrigens am Flughafen von Sarajevo die unmittelbar umstehenden Häuser und noch einiges mehr.

    Wir hatten unser Lazarett im Fußballstadion von Grbavica (Stadtteil in Sarajevo und jetzt wieder Heimat des dortigen, beliebtesten Fußballclubs).

    Das war im Übrigen der Tag, als die Fans endlich wieder ins Stadion konnten, denn das Teil war übelst zerstört.

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  • Dieses Video zeigt wie Brutal es vor Bakhmut aussieht. Das ist keinesfalls nur ein Ausschnitt, sondern so sieht es dort überall aus. Das ist die reinste Mondlandschaft. Da ist jeder Meter mit Blut getränkt.

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  • und jetzt nimmst du dass mal 1000 und du hast verdun. aber selbst dass was wir hier sehen war eigentlich ineinem modern geführten kreig nicht mehr vorstellbar. Die russen fahren da verlustzahlen ein die jenseits von gut und böse sind. Und dass für nichts. sie gewinnen keinen meter an grund und boden. Und selbst wenn sie mal ein paar meter gewinnen müssen sie ihn wieder aufgeben weil sie gewonnen grund nicht halten können.

  • Olaf meinen allerhöchsten Respekt und vielen Dank (wenn man das bei Krieg schreiben darf) für deine neutrale Berichterstattung. Jetzt ist es verständlich für mich.

    Hut ab, ich bin zwar kein Weichei aber wenn ich ständig mit schrecklichen Nachrichten konfrontiert wäre, dass würde mich mürbe machen.

    Ich hoffe du hast bald die Nachricht für uns, dass der Krieg beendet ist und der Aufbau beginnen kann.

  • Olaf meinen allerhöchsten Respekt und vielen Dank (wenn man das bei Krieg schreiben darf) für deine neutrale Berichterstattung. Jetzt ist es verständlich für mich.

    Die Beiträge von Olaf hier sind höchst informativ und interessant und es ist toll dass er sie hier teilt (Bierchen ist auch in BiBi kaltgestellt).

    Neutral sind sie aber nicht, Olaf vertritt hier ganz klar eine pro-ukrainische Position. Genauso wie auch ich und wohl die meisten hier.

    Finde dies sollte man im Hinterkopf behalten und im Zweifel auch mal prüfen ob Aussage X plausibel ist oder ob es weitere Quellen gibt die dafür (oder dagegen) sprechen usw.

    Quellenkritik zu üben ist keine Kritik an einer Person und ich würde jedem dazu raten z.B. meine Beiträge in diesem Sinne kritisch zu lesen: denn es kann jederzeit sein dass ich ungewollt einem Fake aufgessesen bin, dass ich etwas übersehen habe, aber auch dass ich etwas glauben wollte weil ich eben nicht neutral bin.

  • Es geht noch sehr sehr viel mehr. Aber es wird versucht, den militärischen Teil zu treffen.

    Man könnte noch medizinische Sachen Sanktionieren, die im täglichen Leben notwendig sind. Dialyse, Zuckerkrank etc...

  • Warum immer neue Sanktionen? Hier müsste sowohl für Belarus wie auch Russland längst das Maximum, was

    an Sanktionen möglich ist, beschlossen sein.

    Im Gegensatz zu Putin und Lukaschenko müssen wir auch humantäre Gesichtspunkte berücksichtigen ;)

  • Die Frage bleibt aber, was erreichen wir durch diese Rücksicht?

    Erscheinen wir dadurch wieder verweichlicht?

    Müsste nicht auch die Zivilbevölkerung in Russland und Belarus, viel mehr der Sanktionenen zu spüren bekommen?

    Würde das zu mehr Widerstand gegen die eigene Regierung führen oder eher zu noch mehr "der böse Westen" ist an allem Schuld?