Krieg in der Ukraine

  • Von welchem Fluss reden wir denn? Siwerkije Donez?

    Richtung Lyman ja, weiter nördlich zusätzlich der Zufluss Serednja Balakljika (oder so ähnlich).

    Die Flüsse sind eigentlich relativ klein & schmal (verglichen z. B. mit dem Dnipro), aber so wie es auf den Karten aussieht, ist da recht viel Sumpfgebiet/Altarme etc. rundrum. Kann mir gut vorstellen, dass man da mit Gerät (fast egal wie schwer) kaum durchkommt.

  • Und damit wohl eine weitere Brücke

    Das auch. Die russischen Truppen dort sind weitestgehend führungslos und agieren entsprechend. Da ist die blanke Panik ausgebrochen. Sie bekommen auch keinerlei Unterstützung. Die russische Artillerie beschießt lieber Charkiw und setzt ihre Terrorangriffe weiter fort, statt ihren Kameraden zu helfen. Das zeigt deutlich auf wo hier die Prioritäten liegen und was ihnen ihre eigenen Soldaten wert sind.

  • OlafSBR

    Kann man in etwa abschätzen, wie weit sich die russischen Kräfte bei einer Rückeroberung der ukrainischen Dörfer durch die UA zurückziehen?

    Für mich als militärischen Laien ist das schwer vorstellbar.

    Danke im Voraus!

  • Die russen versuchen alles um es in den herbst zu schaffen. Ab dem Herbst wird es schwierig gelände zu gewinnen. Das ginge erst dann wieder wenn der boden richtig gefroren ist. für dieses ziel wirtd putinsoldaten opdfern ohne mit der wimmper zu zucken.
    Zur AFD sag ich lieber nix. Nur wer die jetzt noch wählt sollte gleich nach russland ziehen da ist er besser aufgehoben

  • OlafSBR

    Kann man in etwa abschätzen, wie weit sich die russischen Kräfte bei einer Rückeroberung der ukrainischen Dörfer durch die UA zurückziehen?

    Für mich als militärischen Laien ist das schwer vorstellbar.

    Danke im Voraus!

    Da muss man unterscheiden um welche Gegend es geht. Im Falle von Balaklija ist ein Rückzug überhaupt nicht mehr möglich. Die sitzen in der Falle und da gibts nur drei Möglichkeiten: 1.) sie werden entsetzt, 2.) sie ergeben sich oder 3.) sie sterben.

    Was die Gesamtlage betrifft kann man nicht von einem Rückzug der russischen Truppen ausgehen. Dazu gibt es keinen politischen Willen. Die muss man gewaltsam entfernen. Und da man nicht die Truppen und Ausrüstung dazu hat dies groß angelegt zu tun, gehen die UA dabei eben sehr kleinteilig und strategisch vor. Dabei gibt es mehrere Zielstellungen. Eine ist u.a. die russischen Pläne zu durchkreuzen, wie z.B. die Durchführung von Scheinreferenden oder die Einnahme des Donbas bis zum 30. September. Ein weiteres Ziel ist es die Gesamtlänge der Front auszunutzen um die Russen dazu zu zwingen entscheiden zu müssen, wo sie ihre spärlichen Reserven zum Einsatz bringen. Entweder Süden oder Osten. Beides zusammen geht nicht.

    Seitdem die Donbas- Kampagne vor ca. drei Monaten angelaufen ist, ist es das erklärte Ziel der Ukrainer den Feind so stark abzunutzen wie es geht. Daher auch die drei angelegten Festungsringe. Seitdem sie aber über den Reichweitenvorteil verfügen, wurde damit begonnen den Nachschub systematisch zu zerstören. Soldaten müssen essen und Geschütze brauchen Munition. Das gelingt ihnen dermaßen gut, dass sie jetzt in der Lage sind sogar eigene Offensivaktionen zu starten. Natürlich nur lokal begrenzt.

    Putin benötigt unbedingt vorweisbare Erfolge. Der Krieg gegen die UA ist nämlich in Westrussland nicht sehr beliebt. Alle seine Vorgaben und Termine konnten nicht eingehalten werden. Da hat nichts geklappt. Selbst Mariupol hat monatelang standgehalten und die waren nun wirklich umzingelt. Kiew und Charkiw waren eine einzige Katastrophe, Odessa konnte noch nicht mal angekratzt werden und den westlichen Teil der Schwarzmeerküste kontrollieren sie auch nicht. Sie haben zudem zu keinem Zeitpunkt dieses Krieges die Lufthoheit errungen. Jetzt geht ihnen die Munition aus, die Truppen, das Kriegsgerät und die russische Wirtschaft schaut, trotz höherer Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft, in den Abgrund. Zehntausende, gut ausgebildete Menschen haben das Land verlassen und die NATO ist obendrein auch noch stärker als jemals zuvor. Die einzige Karte die er noch spielen kann ist Angst, aber das ist halt auch so ne Sache: ein Schwert welches man oft benutzt wird schnell stumpf und so ist es auch hier.

    Die große Frage nach einem möglichen Ende des Krieges, welcher letztendlich nur am Verhandlungstisch erfolgen kann, lässt sich momentan nur folgendermaßen beantworten: Es muss ein Zustand geschaffen werden, ab dem jede weitere militärische Aktion seitens RU keinen Sinn mehr ergibt, sprich, an dem es nichts mehr zu gewinnen gibt. Erst dann ist eine Verhandlung überhaupt sinnvoll. Bisher sind die Konditionen so: ergebt/ unterwerft euch, dann hört das alles sofort auf. Das ist natürlich nicht akzeptabel. Die Schwierigkeit dabei: Putin darf nicht verlieren, ansonsten ist seine Macht dahin. Dieser Mann und seine St. Petersburger Mafiaclique, haben dermaßen viel Dreck am Stecken, dass dies für ihn günstigen Falles vor einem Gericht enden würde. Aber Putin ist nicht Russland. Eine Menge Leute haben eine noch viel größere Menge zu verlieren und die Dinge liegen gerade in RU nie so wie es scheint.

  • Da muss man unterscheiden um welche Gegend es geht. Im Falle von Balaklija ist ein Rückzug überhaupt nicht mehr möglich. Die sitzen in der Falle und da gibts nur drei Möglichkeiten: 1.) sie werden entsetzt, 2.) sie ergeben sich oder 3.) sie sterben.

    Was die Gesamtlage betrifft kann man nicht von einem Rückzug der russischen Truppen ausgehen. Dazu gibt es keinen politischen Willen. Die muss man gewaltsam entfernen. Und da man nicht die Truppen und Ausrüstung dazu hat dies groß angelegt zu tun, gehen die UA dabei eben sehr kleinteilig und strategisch vor. Dabei gibt es mehrere Zielstellungen. Eine ist u.a. die russischen Pläne zu durchkreuzen, wie z.B. die Durchführung von Scheinreferenden oder die Einnahme des Donbas bis zum 30. September. Ein weiteres Ziel ist es die Gesamtlänge der Front auszunutzen um die Russen dazu zu zwingen entscheiden zu müssen, wo sie ihre spärlichen Reserven zum Einsatz bringen. Entweder Süden oder Osten. Beides zusammen geht nicht.

    Vielen Dank für die ausführlich Darstellung.

    Ich präzisiere meine obige Frage: Wenn die UA ein Dorf zurückerobert, wie weit stehen die russischen Verbände dann entfernt? Wie weit haben sie sich - wenn es ihnen gelungen ist - "zurückgezogen"? Also stehen die beiden Armeen sich dann 1km, 2km oder näher oder weiter weg gegenüber?

  • Vielen Dank für die ausführlich Darstellung.

    Ich präzisiere meine obige Frage: Wenn die UA ein Dorf zurückerobert, wie weit stehen die russischen Verbände dann entfernt? Wie weit haben sie sich - wenn es ihnen gelungen ist - "zurückgezogen"? Also stehen die beiden Armeen sich dann 1km, 2km oder näher oder weiter weg gegenüber?

    Das könnte man Dir nur anhand von konkreten Beispielen sagen. das wird keiner wollen oder können.

    Es kommt einfach auf die Begebenheiten hinter dem Dorf an. Ist da ein Fluss, ein Wald, eine Straße/Bahnlinie, ein Sumpf usw. Wo kann man eine Verteidigungslinie aufbauen, wann kommt die nächste Ortschaft. Das entscheidet wie weit sich die Russen zurückziehen und wie weit die Ukrainer vorrücken, oder eben anders herum.

  • Vielen Dank für die ausführlich Darstellung.

    Ich präzisiere meine obige Frage: Wenn die UA ein Dorf zurückerobert, wie weit stehen die russischen Verbände dann entfernt? Wie weit haben sie sich - wenn es ihnen gelungen ist - "zurückgezogen"? Also stehen die beiden Armeen sich dann 1km, 2km oder näher oder weiter weg gegenüber?

    Das wird ganz drauf ankommen wie weit die nächste befestigte Stelle entfernt ist

  • Mich stellt sich hier eher die Frage, was mit den Einwohnern dieser Dörfer ist. Sitzen die in ihren Kellern? Sind die Dörfer weitestgehend unbewohnt? Was passiert allgemein mit der Zivilbevölkerung in diesen Gebieten? Oder existiert dort praktisch kein "ziviles Leben" mehr?

    chris

  • Mich stellt sich hier eher die Frage, was mit den Einwohnern dieser Dörfer ist. Sitzen die in ihren Kellern? Sind die Dörfer weitestgehend unbewohnt? Was passiert allgemein mit der Zivilbevölkerung in diesen Gebieten? Oder existiert dort praktisch kein "ziviles Leben" mehr?

    chris

    Die wurde von den Russen "evakuiert"

  • Mich stellt sich hier eher die Frage, was mit den Einwohnern dieser Dörfer ist. Sitzen die in ihren Kellern? Sind die Dörfer weitestgehend unbewohnt? Was passiert allgemein mit der Zivilbevölkerung in diesen Gebieten? Oder existiert dort praktisch kein "ziviles Leben" mehr?

    chris

    Es gibt eine Evakuierungsanordnung, der sich insbesondere ältere Menschen widersetzen.

    Im russischen Troll Kanal hat sich einer beschwert, das sich die Ukrainer in Soledar widersetzen und sie Haus für Haus erobern müssen. Das war auch im Irakkrieg dann so, dass du jedes Haus durchsuchen musstest ob da Kämpfer drin sind oder nicht. Langwierig und hohe Opfer auf allen drei Seiten(Angreifer, Verteidiger, Zivil) garantiert.

    Die Russen rotzen da auch gern mit Artillerie rein. Mittlerweile unverhohlen.

    Einmal editiert, zuletzt von ZweiPi (8. September 2022 um 14:15)

  • Vielen Dank für die ausführlich Darstellung.

    Ich präzisiere meine obige Frage: Wenn die UA ein Dorf zurückerobert, wie weit stehen die russischen Verbände dann entfernt? Wie weit haben sie sich - wenn es ihnen gelungen ist - "zurückgezogen"? Also stehen die beiden Armeen sich dann 1km, 2km oder näher oder weiter weg gegenüber?

    Das kann man so generell nicht sagen. Da gibt es keine Regel. Es kommt auf den Ort, die dortigen Umstände, die Art des Gefechts und natürlich dessen Intensität an. Im Donbas ist das eine sehr kleinteilige Angelegenheit. Oftmals ist es sogar so, dass die eine Armee die eine und die andere die andere Seite eines Dorfes hält, mit nur wenigen 100m Abstand. In aller Regel zieht sich aber die geschlagene Einheit aus dem unmittelbaren Kampfgeschehen zurück.

    Bei Cherson haben die Russen zudem ihrerseits mehrere Verteidigungslinien errichtet. Fällt die eine, dann zieht man sich hinter die Nächste zurück. Das kannst du dir wie anhand einer mittelalterlichen Burg vorstellen, wo es auch oft mehrere Verteidigungswälle gab und man sich bei Bedarf hinter die nächste Mauer zurückzog, bis schließlich der Burgfried erreicht war, als letzte Bastion. Im Donbas haben sich die Russen aber bisher nicht groß mit Schanzen aufgehalten, da sie ja im Angriff waren. Da haben die Ukrainer auch nichts groß zurückerobert, außer Ozerne und bei Yampil. Da allerdings sind die Russen gleich mehrere Kilometer weit geflohen, weil es keine Auffangstellungen gab. Gleiches trifft jetzt auch für die Lage bei Balaklija zu. Deshalb konnten dort auch die Dörfer wie die Dominosteine fallen.

  • Bei Cherson ist jetzt folgende Lage: die UA Luftwaffe hat auch heute wieder 30 Einsätze auf russische Truppen- und Materialansammlungen geflogen, zudem war ihre Luftverteidigung sehr erfolgreich. Zwei weitere SU 25- Erdkampfbomber wurden abgeschossen, dazu ein Mi 24 und ein KA 52 Kampfhubschrauber. 5 Drohnen wurden zudem runtergeholt.

    Die Russen versuchen sich mit Artillerie zu wehren und beschießen vermutete militärische Positionen. Vermutete deshalb, da sie ein Aufklärungsproblem haben. Sie beschießen daher strategisch wichtige Positionen, ohne aber zu wissen, ob sich dort wirklich jemand aufhält.

    Das können sie noch so lange machen, bis ihnen die Munition ausgeht, denn Nachschub ist bisher nicht durchgekommen.

    Auf der Straße zwischen Melitopol und Cherson wurde ein russischer Militärkonvoi entdeckt. Dabei handelt es sich offenbar um die Reste des dritten Armeechors, die Ursprünglich für Saporischschja vorgesehen waren. Über diesen Konvoi gibt es gleich Dutzende private Aufnahmen im Netz, was für die „Knipser“ nicht ganz ungefährlich ist. Der UA Generalstab hat bereits Zivilisten gebeten die Straße zu meiden. Wenn ich raten müsste, also geblitzt wird sicher nicht.

  • Mich stellt sich hier eher die Frage, was mit den Einwohnern dieser Dörfer ist. Sitzen die in ihren Kellern? Sind die Dörfer weitestgehend unbewohnt? Was passiert allgemein mit der Zivilbevölkerung in diesen Gebieten? Oder existiert dort praktisch kein "ziviles Leben" mehr?

    chris

    Auch das ist unterschiedlich. In der Chersoner- Gegend, also zwischen Mykolajiw und Cherson, wohnt so gut wie niemand mehr, bis auf ein paar alte Leute, die nicht wegkönnen oder wollen. Gleiches gilt für die meisten Dörfer im Donbas. In den großen Städte, wie z.B. Slowiansk und Kramatorsk, sind fast 70% der Bevölkerung geflohen. Bei Saporischschja (Nikopol) haben die Menschen jetzt angefangen zu fliehen, wegen des anhaltenden Beschusses. Charkiw hat fast 700.000 Einwohner weniger als ursprünglich und in sämtlichen von Russen besetzten Städten wurden Hunderttausende gegen ihren Willen nach Russland verschleppt.