• Im Coronathread kam ja hin und wieder zum Vorschein, dass der ein oder andere oft sehr enge Kontakte ins Ausland pflegt. Da ich seit ich mit einer Ägypterin zusammen bin gemerkt habe, dass man durch europäische Medien von dort oftmals gar nichts mitbekommt, hatte ich die Idee für diesen Thread. Denn ich interessiere mich u.a. auch sehr für den asiatischen Raum, aber von dort bekommt man ebenfalls so gut wie nichts bei uns mit.

    Wenn also jemand etwas aus dem Ausland mitbekommt, oder auch in den Medien liest, was er interessant findet und teilen möchte, nur zu. Zumindest ich freu mich solche Dinge zu lesen. Gerne auch mit Background infos oder zusätzlichen Anekdoten.

    Dann mach ich mal den Anfang:

    Vor 2 Tagen wurden in Ägypten 22 Mumien vom alten in ein neues Museum mit Hilfe einer Parade versetzt.

    Das komplette Spektakel gibt es Hier. Einen 1 Minütlichen Ausschnitt, was m.M.n aber viel zu wenig zeigt gibt es Hier.

    Erwähnenswert: Im Einspieler vor der Parade selbst und nach der Einweihung des neuen Museums wurde auf die verschiedenen Religionen eingegangen (jüdisch, christlich, muslimisch), die meisten Reporter/Innen im Film und während der gesamten Show waren Frauen - es fiel auch mal der Satz „Eine Frau, so stark wie hundert Männer“.

    Ebenfalls schön fand ich, dass ein Großteil der Show auf hieroglyphisch statt fand.

    Al Sissi (Ägyptischer Präsident) selbst hatte während dem Film Tränen in den Augen, während meine Freundin und einige ihrer Freunde die in unserer whats App Gruppe geschrieben haben am heulen waren.

    Wenn man die Vergleichsbilder 2011/2021 von Kairo anschaut absolut verständlich.

    Fazit: Klar auch eine Inszenierung für den Präsidenten, aber u.a der Einspieler hatte viele versteckte Botschaften (Religionen, Frauen etc.) dass man mal locker darüber weg schauen kann, da es sonst wirklich nur positives zu berichten gab.

    Einmal editiert, zuletzt von ravensburgfan (5. April 2021 um 12:48)

  • Die Mumienparade habe ich in der Tagesschau gesehen sehr beeindruckend.

    Wie muss man sich das Verhältnis der Gesellschaft, gerade der Muslime in Ägypten ihren Frauen gegenüber vorstellen?

    Eine etwas entfernte Bekannte von mir ist vor 10-12 Jahren der Liebe wegen nach Kairo, ist zum Islam konvertiert, hat geheiratet 3 Kinder bekommen und hat dann alles mitgemacht, vor was man sie vorher gewarnt hat und was man keinem bzw keiner wünscht.

  • Wie muss man sich das Verhältnis der Gesellschaft, gerade der Muslime in Ägypten ihren Frauen gegenüber vorstellen?

    Es hat nichts mit dem Islam zu tun. Meine Freundin war in Kairo auf einer katholischen deutschen Schule und war die einzige Muslimin. Ihre zwei besten Freundinnen die auch hier in der Gegend wohnen, sind orthodox christlich (wie die Mehrzahl der Christen in Ägypten) und Sie erzählen die gleichen Dinge über die Männer. Fremdgehen für Männer ist ok, für Frauen nicht. Die Frau muss unbedingt Jungfrau sein bei der Heirat (außer sie ist aus einem westlichem Land) , der Mann darf vögeln was und wie er will. Ein Unterschied gibt es bei den Religionen, beim Islam darf der Mann 4 Frauen haben, muss dann aber jeder eine eigene Wohnung kaufen und er darf Sie nicht dazu zwingen in einem Haus mit ihm zu wohnen. Deswegen schließen aber inzwischen die meisten Frauen einen Heiratsvertrag ab, um diesen möglichen aufkommenden Wunsch zu verhindern.

    Es sind wirklich nicht alle Männer so. Bsp: Der Verlobte der kleinen Schwester meiner Freundin hat vor 2 Wochen eine Wohnung gekauft mit seinem Erbe. Er hat seine Verlobte zu 50% mit eintragen lassen als Eigentümerin und geht auch sonst sehr gut mit ihr um. Der Mann der großen Schwester auch. In Ägypten schaut man halt immer, dass der Mann und die Frau aus der gleichen sozialen Schicht kommen. Dort ist es undenkbar dass eine Ärztin mit einem Handwerker zusammen kommt. Es ist auch so, dass in den gebildeten Familien die Frauen oft vergöttert werden. Mit Goldschmuck beschenkt. Das die Eltern meiner Freundin akzeptieren, dass der Verlobungsring unter 1ct hat (ca. 10.000€), ist etwas besonderes. Es kommt also viel mehr auf die Familien an, als auf das Land. Deswegen passiert es dort auch hin und wieder, dass das Cousin und Cousine heiraten. Auf öffentlichen Partys sieht man es eigentlich nie, dass ein fremder Mann eine Frau anspricht. Als ich an Silvester 2018 das erste mal meine Freundin besuchte, waren wir auf einem Technorave am Meer. Ich war mit 6 Mädels unterwegs. Um ehrlich zu sein, hatte ich davor ein wenig schiss, da ich die ganzen Vorurteile hatte. Während in Köln in normalen Diskos (selten auf Raves ;)) meine Freundin min. 1 mal am Abend eine Hand am Arsch hat die nicht von mir ist, war es in Ägypten richtig gesittet. Es gab gaaar nichts und wir waren inzwischen auf mehreren Partys zusammen.

    In Ägypten lebten in den 1960ern offiziell übrigens extrem viel mehr Christen als jetzt. Es gab auch z.B. extrem viel Griechen und Italiener die ins Land zum arbeiten gingen, weil die Wirtschaft von Ägypten weiterentwickelt war als deren. Kaum jemand trug übrigens Kopftuch. Die Bilder die ich gesehen hab von den Eltern meiner Freundin aus der Zeit - man könnte denken, man ist in Europa. Dann kamen Kriege, der Wirtschaft ging es schlechter, Arbeiter gingen u.a. nach Saudi-Arabien und wurden dort religiös beeinflusst. Dann ging es abwärts mit der Gesellschaft. Meine Freundin wird übrigens immer sauer, wenn jemand sagt, dass Sie Araberin sei. Sie besteht darauf, dass Ägypter von den Pharaonen abstammen.

    Also: Es war abschweifend für deine Frage, sollte aber erläutern, dass es immer auf die soziale Schicht ankommt und vor Allem auf die Familie.

    Zitat von 1543

    Eine etwas entfernte Bekannte von mir ist vor 10-12 Jahren der Liebe wegen nach Kairo, ist zum Islam konvertiert, hat geheiratet 3 Kinder bekommen und hat dann alles mitgemacht, vor was man sie vorher gewarnt hat und was man keinem bzw keiner wünscht.

    Das ist halt auch selten dämlich, auch wenn Sie wahrscheinlich blind vor Liebe war. Selbst ich bin ja immer wieder am zweifeln, ob ich bereit bin zu konvertieren etc. obwohl wir jetzt seit 2 Jahren in D zusammen leben und ich Sie sehr gut kenne. Dennoch merkt man die kulturellen Unterschiede immer wieder (übrigens sind unsere Deutschen Merkwürdigkeiten oftmals genau so komisch und anstrengend wie deren).

  • Echt interessante Erfahrungen von dir.

    Ja das war wahrscheinlich selten dämlich, da hast du recht.

    Die war dann auch noch stolz wie Bolle, hatte permanent auf FB irgendwelche Bilder von ihr mit Kopftuch und ganz schlaue Sprüche darunter wie toll sie das findet und dass sie es gern und vollkommen freiwillig trägt usw. Kaum war das erste Profilbild ohne Kopftuch zu sehen, wusste eigentlich jeder was los war. Auf einen Schlag war es doch wieder ein Zeichen der Unterdrückung und der Einvernehmung.

    Was ich nicht wusste dass dort so ein Kastenwesen herscht.

    Das wir genau so merkwürdige Dinge machen, ist mir schon klar :rofl:

    Ist dein Glaube dann für ihre Familie oder sie so brutal wichtig?

    Und was sind die wirklich Hintergründe dafür?

    Zu mir hat mal ein, ehemaliger extremer Mohamedaner gesagt du musst dir den Islam vorstellen wie das Christentum vor ein paar hundert Jahren.

  • Doch, das Kastenwesen ist dort sehr sehr extrem.

    Ihrem Vater ist mein Glaube egal, er sagte mal, dass es eigentlich keine Moscheen, Kirchen oder sonstiges braucht... jeder Mensch soll eine direkte Beziehung zu Gott haben und das wars.

    Als wir Ihrer Mutter sagten, dass wir ein Paar sind, hat Sie mich gefragt ob es für mich ok wäre, wenn ich mich wenigstens ein wenig in den Islam einlese. Nur, damit ich weiß um was es wirklich geht, dass der Koran und die Bibel in den meisten Teilen gleich sind und der Terrorismus nichts mit dem Islam zu tun hat. Ich hab mich nicht eingelesen, da ich schon vieles wusste. Mehr muss es auch nicht sein ;)

    Ich müsste konvertieren, da ein Christlicher Mann keine Muslimische Frau heiraten darf.

    Ich war die letzten Jahre viel in Asien etc. unterwegs. Da ist es mit dem Christentum auch oftmals nicht so anders als im Nahen Osten mit dem Islam.

    Wenn man sagt, "Den Islam kann man sich vorstellen, wie das Christentum vor vielen Jahrzehnten in Deutschland", dann würde ich zustimmen. Meine Eltern durften z.B. auch nicht im gleichen Zimmer schlafen bis Sie verheiratet waren. Man vergisst schon oftmals sehr schnell, dass diese Sachen bei uns auch nicht so weit zurück sind.

  • Sieht das mit der Heirat und dem verschiedenen Glaubensrichtungen der Staat so vor?

    Geht es anders rum? also dass eine Christin einen Moslem heiratet?

  • Sieht das mit der Heirat und dem verschiedenen Glaubensrichtungen der Staat so vor?

    Geht es anders rum? also dass eine Christin einen Moslem heiratet?

    Nein, die Religionen und wenn man es nicht einhält, dann dürfte man nicht religiös heiraten. Und das ist die Grundlage, dass man als paar zusammen leben kann, ansonsten steht die Frau nicht gut da in der Familie. Die Eltern meiner Freundin wissen mehr oder weniger dass wir in Deutschland zusammen leben, da geht es eher um andere Familien, die nicht so offen sind.

    Die Christen sind angeblich noch strenger, wir haben mit Sie Muslima und ich Christ noch Glück angeblich.

    Anderes Thema:

    Äthiopien lenkt beim Staudamm nicht ein - Ein Krieg droht.

    Unter dem Link ist der erste Bericht auf deutsch seit dem eine neue Bewegung in die Sache gekommen ist.

    Kurz als Einleitung:

    Äthiopien baut einen Staudamm um die Elektrizität im Land endlich zu verbessern. Sudan, was davon profitieren könnte (wenn Hochwasser ist könnte Äthiopien Wasser stauen und in trockenphasen ablassen, damit die Bauern profitieren würden. Ägypten hat Angst dass dem Land Wasser fehlen wird und drängt seit Jahren darauf, dass es ein Abkommen gibt, wie schnell das Wasser aufgefüllt wird und in jenen trockenphasen auch Wasser wieder weiter gegeben wird.

    Sudan war bis vor kurzem all die Jahre auf der äthiopischen Seite, hat sie jetzt aber gewechselt und steht an der Seite mit Ägypten.

    Was ist der Stand:

    Der ägyptische Präsident hat vor ein paar Tagen gedroht, dass wenn Äthiopien nicht einlenkt und mit dem Befüllen in die nächste Phase geht ohne Abkommen (ab dann würde bei einer Sprengung Hochwasser im Sudan und bis nach Ägypten drohen), es zu Unsicherheiten im ganzen Land kommen wird und das man schon sehen wird wie Ägypten reagiert.

    Die EU sollte dringend versuchen die Parteien nochmal an den Verhandlungstisch zu bringen, wenn dort Krieg ausbricht, dann könnte es zu einer neuen Flüchtlingswelle kommen.

    Ist wirklich 5 vor 12 nach den neusten Aussagen Ägyptens.

  • Die USA und als Folge auch die komplette Nato ziehen zum 11.09.21 die Truppen aus Afghanistan ab.

    Damit sind 20 Jahre Arbeit dahin und unter anderem 58 Deutsche gefallene Soldaten für nichts und wieder nichts gefallen.

  • Die USA und als Folge auch die komplette Nato ziehen zum 11.09.21 die Truppen aus Afghanistan ab.

    Damit sind 20 Jahre Arbeit dahin und unter anderem 58 Deutsche gefallene Soldaten für nichts und wieder nichts gefallen.

    Die US Truppen machen nochmal kurz Halt in D.

    "Diese Truppen werden die Abschreckung und Verteidigung in Europa stärken"

    https://www.tagesschau.de/inland/us-trup…chland-105.html

    Da bin ich echt froh, dass wir hier für mehr Abschrekung gesorgt haben.

  • Die US Truppen machen nochmal kurz Halt in D.

    "Diese Truppen werden die Abschreckung und Verteidigung in Europa stärken"

    https://www.tagesschau.de/inland/us-trup…chland-105.html

    Da bin ich echt froh, dass wir hier für mehr Abschrekung gesorgt haben.

    Zitat aus dem Link:

    "Man werde alles dafür tun, dass die Soldaten und ihre Familien vorübergehend eine gute zweite Heimat in Deutschland finden."

    Also darin haben wir wirklich Erfahrung, sowas schaffen und können "wir". :thumbup:

  • Hab „around se world“ erst jetzt entdeckt. Ich hab ja erst am 8.3. eine Marokkanerin in Marokko geheiratet und war in diesem Zusammenhang fünf Wochen drüben. Drum passt das ganz gut zum Ägypten-Thema.

    Ich will mal eine Erfahrung fürs Leben schildern, Autofahren in Casablanca:

    Was ich in 1-2 Stunden Casablanca am Vormittag erlebt habe, ist schwer zu beschreiben. Ein ununterbrochener Überlebenskampf in einer Stadt mit ganz eigenen Regeln. Oder sagen wir besser, ein Spießrutenlaufen auf vier Rädern, um sein Gefährt irgendwie heil durch das Verkehrschaos zu bringen. Man muss immer mit allem rechnen. Nur nicht mit der Rücksicht anderer Verkehrsteilnehmer. Hier gilt das Recht des Stärkeren. Als LKW-Fahrer kann man sich eigentlich alles erlauben. Von einigen besonders rücksichtslosen Exemplaren habe ich nur noch versucht, mich irgendwie fern zu halten. Wir mussten dann schon manchmal lachen (oder weinen), wenn der LKW auf einmal wieder hinter oder neben einem aufgetaucht ist. Nichts wie weg!

    Wer in Casablanca nach 5 Minuten aufgibt, den kann ich gut verstehen. Für Fahranfänger ein Ding der Unmöglichkeit.

    Wir haben im Vorbeifahren auch gesehen wie kleine falsch parkende Mopeds rigoros von der Polizei abgeschleppt wurden. Aber das ist in Casablanca, der Stadt mit ganz eigenen Verkehrsgesetzen, wohl auch nötig.

  • Ich müsste konvertieren, da ein Christlicher Mann keine Muslimische Frau heiraten darf.

    Mir hat ein Religionslehrer das so erklärt: ein Mann muss zwingend Muslim werden, wenn er

    eine Muslima heiraten will. Umgekehrt kann eine Frau bleiben, was sie will. Weil sie durch den (muslimischen) Mann gerettet ist.

    Mir ist auch aufgefallen wie die Religiösen in Marokko alle Beispiele suchen, wo mal ein Prominenter zum Islam konvertiert ist. Na, wenn so eine westliche Berühmtheit das tut, dann muss der Islam doch richtig sein. Die Moslems sind auch sehr überzeugt, dass der Koran allen anderen Büchern wie der Bibel überlegen ist. Sie führen „wissenschaftliche“ Gründe für den göttlichen Ursprung an, wenn zum Beispiel irgendetwas im Koran erwähnt wird, was zur damaligen Zeit noch gar nicht bekannt war. Praktisch identisch mit christlichen Sekten wie den Zeugen Jehovas, die Gleiches mit der Bibel „beweisen“.

    Ein Marokkaner hat richtig Angst davor, in der Öffentlichkeit irgendetwas zu sagen, was ihn als Atheisten oder Ungläubigen brandmarken könnte. Die Religion wird ja von oben verordnet, daher kein Wunder. Die normalen Menschen habe ich zwar als viel religiöser erlebt als bei uns, aber sehr herzlich und nett. Weit entfernt von Fanatikern, die Ungläubige hassen.

  • Damit sind 20 Jahre Arbeit dahin und unter anderem 58 Deutsche gefallene Soldaten für nichts und wieder nichts gefallen.

    Mir wäre aus der Geschichte kein einziger Fall bekannt in welchem ein Soldat für etwas sinnvolles gefallen wäre. Jedem Krieg geht ein politisches Versagen voraus, womit dann ein Krieg... -> siehe Clausewitz.

  • Im Coronathread kam ja hin und wieder zum Vorschein, dass der ein oder andere oft sehr enge Kontakte ins Ausland pflegt. Da ich seit ich mit einer Ägypterin zusammen bin gemerkt habe, dass man durch europäische Medien von dort oftmals gar nichts mitbekommt, hatte ich die Idee für diesen Thread. Denn ich interessiere mich u.a. auch sehr für den asiatischen Raum, aber von dort bekommt man ebenfalls so gut wie nichts bei uns mit.

    Ich lese oft Al Jazeera, Zeitungen aus Japan, Phoenix oder Hyderabad. Die sind auf englisch verfügbar und haben oft einen ganz anderen Fokus im "World" oder Regio-Teil um sich ausreichend über andere Kulturen und deren News zu informieren. Die deutsche Medienlandschaft ist nicht wirklich gut. Dadaurch bekommt man sachen aus den regionen ganz oft mit. (für den VW Abgasskandal hat in den USA die randspalte gereicht). währenddessen Agressionen zwischen Indien und China in Bhutan halt einfach mal ne Woche eher in Hyderabad zu lesen waren bevor es in Deutschland registriert wurde.

    Statt Spiegel Online einfach mal ne Zeitung im Ausland aufschlagen.

    Ich kenne jetzt die 15 besten Burgerläden und Sandwiches in Texas, die Hitparade in Bollywood und Spannungen im Südchinesischem Meer.