Alles anzeigenEine auf den berühmten Nagel treffende Auswertung von Goetz Hary ("Netzwerk"), die auch hier wahrscheinlich Anklang findet. Allerdings auch genau von denen, die eigentlich angesprochen werden, sich selbst aber gar nicht darin sehen.
Ein konstruktiver Ansatz der Demokratiekritik zeichnet sich durch seine überzeugenden Argumente aus und verzichtet auf jegliche Glorifizierung autoritärer Regime.
Nicht nur autoritäre Regime, sondern auch repräsentative Demokratien wirken oft dysfunktional auf Menschen. Ohnehin schon privilegierte Menschen können einen unangemessen starken Einfluss auf Gesetzgebung und Exekutive nehmen, während weniger privilegierte Menschen oft den Eindruck haben, benachteiligt zu werden.
Die starke Komplexität und die Reiz- und Informationsflut, die in Industriegesellschaften vorherrschen, erschweren es weniger gebildeten und zeitlich eingeschränkten Menschen, alle Argumente bei der Meinungsbildung zu berücksichtigen. Dadurch fällt es ihnen oft schwer, sich ein realistisches Bild der Wirklichkeit zu machen.
Die Neigung unpolitischer Menschen, unangemessene Identifikationen anzunehmen, verzerrt bei Wahlen die Verhältnismäßigkeit der Repräsentanz durch Volksvertreter der verschiedenen Interessengruppen.
Die Interessen von abhängig Beschäftigten, Verbrauchern, Patienten, Sparern, Rentnern, Verkehrsteilnehmern und Minderheiten wie z. B. Behinderten werden in marktwirtschaftlich organisierten Demokratien oft weniger gut vertreten als die Interessen von Banken, Arbeitgebern und Menschen, die bereits durch ihre Bildung und ihre Funktion in der Gesellschaft gewisse Privilegien haben.
Folgende Gründe spielen hierbei eine Rolle:
- Mangelnde politische Macht: Abhängig Beschäftigte, Verbraucher, Patienten, Sparer, Rentner, Verkehrsteilnehmer und Behinderte sind oft weniger politisch organisiert und haben dadurch weniger politischen Einfluss als Unternehmen und wohlhabende Individuen. Ihnen fehlt oft die nötige Lobbyarbeit und die Ressourcen, um politisch aktiv zu werden und politische Entscheidungen zu beeinflussen.
- Einflussreiche Interessengruppen: Banken, Arbeitgeber und wohlhabende Individuen haben oft bessere Verbindungen zu Politikern und Beamten, wodurch sie ihre Interessen besser durchsetzen können. Sie können politische Entscheidungsträger durch finanzielle Spenden, Wahlkampfunterstützung und Lobbyarbeit beeinflussen.
- Ideologische Vorstellungen: In marktwirtschaftlich organisierten Demokratien wird oft die Ideologie des freien Marktes und des Wettbewerbs hochgehalten. Dies kann dazu führen, dass politische Entscheidungen im Interesse von Unternehmen und Arbeitgebern getroffen werden, anstatt im Interesse von abhängig Beschäftigten und Verbrauchern, die oft schwächer und schutzloser sind.
- Wahlsysteme: In manchen marktwirtschaftlich organisierten Demokratien sind Wahlsysteme und Wahlkreise so gestaltet, dass sie bestimmte Gruppen besser vertreten als andere. Zum Beispiel können Wahlkreise so gezogen werden, dass sie politische Macht an wohlhabende oder konservative Regionen binden, anstatt an ärmere oder progressivere Gebiete.
- Mangelnde Transparenz: In marktwirtschaftlich organisierten Demokratien herrscht oft mangelnde Transparenz darüber, wer politische Entscheidungen trifft und wie sie getroffen werden. Dies kann dazu führen, dass politische Entscheidungen hinter verschlossenenTüren getroffen werden und die öffentliche Meinung sowie das Gemeinwohl nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Weitere Gründe, warum die Interessen von abhängig Beschäftigten, Verbrauchern, Patienten, Sparern, Rentnern, Verkehrsteilnehmern und Behinderten in marktwirtschaftlich organisierten Demokratien oft weniger gut vertreten werden als die Interessen von Banken, Arbeitgebern und Privilegierten, können sein:
- Einflussreiche Think-Tanks: In vielen marktwirtschaftlich organisierten Demokratien haben einflussreiche Think-Tanks oft großen Einfluss auf politische Entscheidungen. Diese Think-Tanks werden häufig von wohlhabenden oder einflussreichen Interessengruppen finanziert und können politische Entscheidungsträger beeinflussen, indem sie ihnen Ideen, Daten, Argumente oder sogar politische Konzepte liefern. Oft können solche Think-Tanks mit begrenzten Mitteln das öffentliche Bewusstsein beeinflussen, um eine politische Agenda voranzutreiben, die nicht im Interesse der breiten Bevölkerung liegt.
- Mangelnde politische Bildung: In marktwirtschaftlich organisierten Demokratien kann es vorkommen, dass die Bürgerinnen und Bürger sich unzureichend politisch bilden. Eine entwickelte politische Bildung ist jedoch ein wichtiges Kriterium. Viele Menschen haben feste Meinungen, die nicht auf Fakten basieren und nicht kritisch hinterfragt werden. Stattdessen beruhen sie auf Vorurteilen, Stereotypen, Propaganda oder rein emotionaler Bindung. Politische Entscheidungen werden nicht auf Grundlage von Fakten, sondern auf Grundlage von Meinungen und Emotionen getroffen, die oft wenig mit der Realität zu tun haben. Dadurch können subtile Manipulationen und Verzerrungen der öffentlichen Meinung leichter stattfinden. Eine gut informierte Bevölkerung wäre jedoch besser in der Lage, den politischen Diskurs und die politischen Entscheidungen kritisch zu hinterfragen und auf eine dem Gemeinwohl förderliche Entwicklung hinzuwirken.
- Mangelnde Beteiligung: In marktwirtschaftlich organisierten Demokratien ist oft eine geringe Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger zu beobachten, während sich bestimmte Interessengruppen stark und engagiert einbringen und politisch relevant agieren. Dies kann dazu führen, dass politische Entscheidungen unzureichend demokratisch legitimiert sind und nicht den Interessen aller Wählerinnen und Wähler gerecht werden. Eine höhere Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger würde dazu beitragen, dass politische Entscheidungen von Bürgern für Bürger getroffen werden, anstatt von bestimmten Interessen oder Eliten dominiert zu werden.
Gibt es denn eigentlich auch nicht "marktwirtschaftlich organisierte Demokratien"???