Derzeit wird die Forderung nach einer Ablösung des bloßen Inzidenzwerts durch einen "Mix-Wert" (heute Forderung der Krankenhäuser nach einem 12 Werte-Mix, daunter Quote der positiven Tests, Impfrate, Klinikbelegung durch Covid-19-Erkrankte, Faktoren zur Bewertung der Dynamik des Geschehens) ja ständig größer. Das mag aus wissenschaftlicher Sicht durchaus sinnvoll erscheinen und wird wahrscheinlich die Gefährdungslage tatsächlich realistischer abbilden als nur der Inzidenzwert.
Ein großes Problem, dass ich darin sehe, ist aber die Nachvollziehbarkeit und Vermittlung in die Gesellschaft hinein und vor allem die gerichtsfeste Gründung von Maßnahmen auf diesem Wert.
Die "7-Tages-Inzidenz" (= Zahl der nachgewiesenen Neuinfektionen innerhalb von 7 Tagen pro 100.000 Einwohner) ist selbst für den Laien relativ leicht verständlich, und ein Anstieg dieser Inzidenz macht die Ausbreitung der Neuinfektionen in einem gewissen Rahmen verständlich, weshalb ich nachvollziehen kann, wenn mich die Politik zur Einhaltung gewisser Maßnahmen auffordert.
Wenn nun aber Inzidenz und 11 weitere Faktoren gleicher oder unterschiedlicher Gewichtung zusammengeworfen werden, entsteht daraus ein "künstlicher Wert", von dem kein Laie mehr kapiert, worauf er eigentlich basiert. Und wenn ich nicht verstehe, worauf ein Wert konkret basiert, dann wird meine Bereitschaft, mich diesem Wert in Bezug auf Maßnahmen z. B. der Kontaktbeschränkung etc. zu unterwerfen, EXTREM in den Keller gehen, nicht zuletzt deshalb, weil ich nicht mehr einschätzen kann, was mein persönliches Verhalten konkret zur Veränderung/Senkung dieses Werts beitragen kann oder in welchem Umfang.
Und wenn dann auch noch Maßnahmenpakete auf diesem Mix-Wert gegründet werden, wird es ganz schwierig, weil quasi die Anfechtung jeder einzelnen Komponente und deren Gewichtung im Mix-Wert einen solche Maßnahme zu Fall bringen könnte.