Ich finde die Frage, was passiert, wenn die Zahlen nicht sinken, gar nicht so spannend, weil einfach zu beantworten... natürlich werden dann die Maßnahmen verlängert oder gar noch verschärft. Spannender ist doch die Frage: was passiert, wenn die Zahlen wie zu erwarten ist, gesunken sein werden? Mit den relativ geringen Lockerungen hat es nicht funktioniert und wir sind wieder im heute angekommen...
Genau darüber muss man auch diskutieren und genau dafür ist der Input von "Team Streeck" auch relevant. Wie gesagt, immer unter der Prämisse, dass es auch umsetzbar ist. Aber man darf das nicht vermischen mit den Akutmaßnahmen.
Natürlich ist es richtig, dass die Vorschläge wie die vulnerablen Gruppen geschützt werden sollen entweder praktisch sehr unrealistisch sind oder komplett fehlen. Aber gibt es vom nennen wir es einfach mal "Team Lauterbach" diese Lösungen? Wir warten auf den Impfstoff, bis der soweit ist und den gewünschten umfassenden Impfschutz für den Großteil der Weltbevölkerung bringt, gehen wie viele Jahre ins Land? Können wir den Status Quo tatsächlich so lange auf recht erhalten oder bricht unser Gesellschaftssystem dann zusammen? Natürlich mag die Argumentation sein, erstmal muss nur Deutschland "sicher" sein und das geht vielleicht in 2 Jahren. Das Ausblenden der restlichen Welt ist aber ähnlich menschenverachtend, wie das "Einsperren" der Risikogruppen... also wie lange wird der derzeitge Weg von der Mehrheit mitgetragen und wie lange ist der derzeitige Weg auch wirtschaftlich verkraftbar? Gibt es dazu verlässliche und praktikable Aussagen? Nein? Warum muss die Gegenseite die Endlösung präsentieren, wenn man selbst auch nur mit "jetzt warten wir mal 4 Wochen ab, dann schauen wir mal" punkten kann...
Btw. Lone Wolf , zum Hammer & Dance, gehört eben auch der Dance... der scheint aber nicht zu funktionieren. Oder zumindest nur soweit, dass das Leben nur noch aus Arbeit & Isolation besteht... und selbst Arbeit nur in manchen Bereichen.
Ich finde durchaus, dass wir im Sommer für eine Pandemiesituation eine Menge "Dance" möglich hatten und im Moment ist ja auch das klare Ziel, dass man an Weihnachten "tanzen" kann. Dafür brauchen wir eben jetzt den Hammer und vielleicht brauchen wir ihn nach Weihnachten nochmal um den übertriebene Christmas Dance wieder auszugleichen. Das wäre für mich aber in Ordnung, denn ein andauerndenden "Dance" mit dem Virus sehe ich absolut nicht. Ich weiß nicht, wie das mit den derzeitigen Methoden gehen soll. Dieses "zulassen" von Werten bis 50 ist übrigens ein klares "Wir akzeptieren auch Opfer." Es geht doch gar nicht mehr darum jedes Menschenleben zu retten, es geht um eine Beherrschbarkeit der Situation.
Ich bin der Meinung, dass es unter den Entscheidungsträger und den relevanten medizinischen Gruppen - das mal als Exkurs: Die Stellungnahme von Team Streeck haben weder Intensivmediziner, noch Epidemiologen, noch Virologen unterschrieben. Dafür der Spitzenverband der Coloproktologen. Einschlägigkeit fraglich. - Konsens ist, dass wir beim Verzicht auf akute Maßnahmen auf eine nicht beherrschbare Sítuation im Gesundheitssystem zulaufen. Und das ist die erste Prämisse: Das zu verhindern. Davon lässt sich die Politik leiten. Die langfristige Strategie fehlt, aber auch da finde ich es schwer sich festzulegen, wenn sich die Erkenntnisse der Wissenschaft im Rekordtempo verändern. Vielleicht haben wir morgen einen Durchbruch auf der Medikamentenseite und können Fasnacht alle wieder kuscheln. Vielleicht scheitern alle Impfstoff-Phase-3 Tests und wir haben nächsten Herbst Unruhen in der Wirtschaft. Man weiß es schlicht nicht und deshalb bin ich kein Fan von der Forderung sich langfristig festzulegen. Wir fahren auf Sicht und die Unsicherheit, die müssen wir einfach aushalten. Auch wenn es sehr schwer fällt.