Die Aussage von Palmer wird gestützt durch die Ergebnisse der Hamburger Rechtsmedizin. Trotzdem erinnert seine Wortwahl eher an eine über 80 Jahre zurückliegende Zeit und das völlig ohne Not, denn der befürchtete Kollaps des Gesundheitssystems ist ja ausgeblieben, sodass man sich keine Gedanken darum machen musste, ein Menschenleben aufgrund von Alter, Geschlecht, Ausbildung, Vorerkrankung etc. zu bewerten.
Und dass solche Äußerungen nicht einmal dem realpolitischen Flügel der Grünen passen ist auch logisch, das ist ein Wortschatz, den eher ein Höcke oder Gauland benutzen.
Palmer ist doch bekannt, dass er sich nicht immer diplomatisch mit feiner Klinge ausdrückt.
Es ist halt mittlereile nicht mehr ganz einfach etwas deutlicher zu sagen, weil dann Sätze und Satzteile aus dem Zusamennhang herausgerissen werden und schlagzeilenartig darauf herumgedeutet und diskutiert wird.
Die besagte Aussage ist heftig, eben auch Palmerlike und er hätte sie besser nicht gesagt. Aber deswegen ist sie im Kern von der Aussage her nicht falsch. Und es kann auch nicht schaden sich damit zu befassen. Er spricht doch nur das an, was schon seit Jahren unter dem Begriff Sterbehilfe und unnötiges Verlängern von Leiden diskutiert wird. Dazu gehört ja auch noch der Begriff Apparatemedizin. Vor ein paar Wochen - als Corona noch etwas heftiger gewütet hat - wurde doch auch ernsthaft darüber diskutiert und sogar noch viel drastischer. Oder haben alle den Begriff Triage schon wieder vergessen.
Mir gefällt seine Aussage auch nicht, und das was daraus dann abgeleitet wird, bis hin zur Euthanasie der Nazizeit, deckt sich keinesfalls mit meiner Auffassung. Ich bezweifle aber auch, dass er in diese Richtung denkt.
Ich bin aber auch der Meinung, dass man über diese Aussage Palmers als Thema durchaus nachdenken und diskutieren sollte - allgemein und nicht nur unter dem Oberbegriff Coronakrise. Es ist doch gar nicht so selten, dass Ärzte und Angehörige an einem Bett stehen und darüber entscheiden müssen: abschalten oder nicht abschalten (also genau das was Palmer in etwas anderen Worten sagte). Oder man steht selbst schon früher vor dieser Entscheidung beim Abfassen des entsprechenden Formulars.
Ansonsten teile ich Herrn Kretschmanns Meinung: einen Boris Palmer muss die Partei aushalten können.