Alles anzeigenIch sehe, bei allem berechtigten Lob bzgl. unseres Landes im Vergleich zur Situation anderswo, schon manches fragwürdig. Und damit meine ich explizit nicht diese bisher recht harmlosen Ausgangsbeschränkungen oder ne mögliche App (bei aller wirtschaftlichen Härte, die sie bedeuten).
Fangen wir chronologisch an:
Pandemiepläne hätten seit 9/11, SARS und Ebola viel besser vorbereitet sein müssen, inklusive einer Ausstattung an Schutzausrüstung beim gesamten medizinischen Personal.
Wuhan: warum haben viele Länder, auch wir, sehr lange gewartet, bis Direktflüge aus Wuhan untersagt wurden? Bei allen Versäumnissen von China selbst, die zu dieser Katastrophe geführt haben: ohne Landeerlaubnis unsererseits wäre da weltweit gesehen einiges verlangsamt worden (wenn auch wahrscheinlich nicht mehr die Ausbrüche in Norditalien oder den USA mit hohen lokalen chinesischen Communities. Dass die WHO mit ihrem langen Zögern bzgl. Ausrufung der Pandemie bei manchen in der Kritik steht, kann ich verstehen.
Der Brandbeschleuniger Ischgl wird ja nun zu Recht staatsanwaltschaftlich untersucht werden, allerdings war es schon merkwürdig, dass noch ganze Schulklassen nach Ausbruch der Pandemie in die Alpen gefahren sind, da hätten frühere Reisewarnungen sicher versicherungstechnisch geholfen.
Und dann der laxe Umgang bei uns: keine Eindämmung von Hotspots mittels echter Ausgangssperren zB in Heinsberg, lang verzögerte Entscheidung zum Geisterspiel in Gladbach was dann 5000 angereiste Fans zur Party vor dem Stadion nutzten. DA hätte ich auch zum damaligen Zeitpunkt schon mal ein Platzverbot sinnvoll gefunden, statt jetzt einzelne Spaziergänger von ihren Bänken aufzuscheuchen.
Der Rest wie zB unterschiedliches Vorgehen der Bundesländer oder Verzögerungen und Mißbrauch von Fördermitteln ist normal, passiert ja schon außerhalb von Ausnahmesituationen.
da geb ich fast unumschränkt recht. Aber das fällt eben auch unter das Motto "hinterher ist man immer schlauer". Da hätte sicher einiges strenger und schneller gehandhabt werden müssen - aus der heuteigen Sicht auf jeden Fall.
Mit der damaligen Informationslage (wie merkwürdig "damalig" klingt, bei einer Zeitspanne von gerade mal etwa 6-5 Wochen) kann ich aber auch verstehen bzw nachvollziehen, dass damals so gehandelt worden ist, wie gehandelt wurde. Bedenke nur, wie Herr Söder z.B. (als bestes Beispiel dazu) angegangen wurde, als er Maßnahmen gefordert hat und in seinem Land - nur da konnte er es ja - angefangen hat diese umzusetzen. Das Geplärr wäre gross gewesen, brauchst Dir ja nur einige kritische Beiträge hier im Forum, die noch sehr moderat und vernünftig ausfallen, zu diesem Thema an sich ansehen. Man hat daraus aber auch gelernt, bestes Beispiel die Haltung gegen die - meine Ansicht: jetzt noch unvernünftigen - Forderungen nach schneller Lockerung und Aufhebung der Maßnahmen.
Man wird sicher auch für die Zukunft die jetzigen Erfahrungen in die dann aktualisierten Pandemiemaßnahmen einarbeiten (vermutlich entsprechend auch noch bei einigen anderen Szenarien, die da so über uns kommen können).
Ähnliches gilt auch für die Pandemiepläne aus den o.a. Situationen, auch aus der immer wieder erwähnten Pandemiesimulation , glaube 2012. Was wäre da für ein Echo durchs Land gegangen, wenn man beschlossen hätte für zig Milliarden Material zu fertigen und einzulagern, mit den dazu kommenden Folgekosten in Milliardenhöhe für Lagerung, Wartung und regelmässigem Austausch und Ergänzungen und Modernisierungen - UND den dazu nötigen Steuererhöhungen = Pandemievorsorgeabgabe. Ich weise hier nur auf den sog. Soli hin, auf dem ja auch immer rumgehackt wurde und wird. Gut man hätte den Soli dann zum Pandi machen können - der Lärm wäre dadurch aber sicher nicht KLEINER geworden.
Da ist eben immer die "politische" Frage, was und wofür und wieviel will/kann/darf ich zu welchen Kosten als Vorsorge auf Vorrat halten. Zumal die o.a. Viregeschichten doch für unser Land sehr glimpflich, ja sogar fast unbemerkt über die Bühne gingen, bis auf einige Nachrichten in den Medien, die einen leichten und angenehmen Grusel erzeugt haben,, während man beispielsweise den Frühstücksskaffee mit Genuss schlürfte.
Es bringt jetzt auch nicht mehr mit hätte hätte und der ist schuld herum zu lamentieren, bis auf natürlich aufarbeiten von nachgewiesenem strafbaren Handeln. Wichtig ist jetzt entschlossenes Handeln zur Bewältigung der aktuellen Situation - und das wird hier alles in allem doch gut gemacht - und der anschließenden Aufarbeitung der Vorgänge und einer (hoffentlich) Vorsorge für die Zukunft - allerdings der Mensch vergisst schnell was ihm unangenehm ist und er mag keine Leute die schlechte Vorhersagen und Zukunftswarnungen ausstossen.
Kassandra ist dir sicher ein Begriff.