Ich sehe öfter mal E-Sport Übertragungen. In der letzten Zeit gab es da auch massive Probleme mit diversen Providern. Extrem war es vor ca. 1-2 Wochen bei Vodafone, wo etliche Online-Streamer mit permanenten Verbindungsabbrüchen zu tun hatten. Aber auch im Mobilfunknetz habe ich in den letzten Wochen völlig unerklärliche Abbrüche.
Mein Eindruck ist, dass in Deutschland sowohl Festnetz als auch Mobilfunk inzwischen völlig an der Belastungsgrenze operieren und dass dies durch die wesentlich größere Verbreitung von Streaming-Angeboten (Netflix, SkyGo, Amazon Prime Video, DAZN, Eurosport-Player) massiv verstärkt wurde.
Inzwischen streamen halt nicht nur ein paar Nerds, wie vor ein paar Jahren noch üblich, sondern auch die Oma sitzt vor Ihrer Settop-Box und guckt sich Sissi auf Netflix an.Darauf scheinen die Provider nicht schnell genug mit dem Ausbau der Infrastruktur reagieren zu können, was zu teilweise deutlichen Einschränkungen führt.
Ich könnte mir also durchaus vorstellen, dass Euer Dorf mit einer begrenzten Bandbreite am Internet-Backbone hängt und wenn jetzt auf einmal nicht nur Du beschließt, Sprade gucken zu wollen, sondern noch ein paar andere Streaming Dienste benutzen, dann geht die nutzbare Bandbreite für alle massiv in den Keller.
Ich möchte hier noch mal darauf eingehen. Im Grunde hat NOE durchaus recht. Die Netze sind in D in keinem guten Zustand. Zudem gibt es hinter den Kulissen ganz viel Geschacher um das liebe Geld. In Betracht ziehen muß man an der Stelle aber nicht nur die Internet-Provider, sondern auch die Transit-Provider, die mit Ihren Netzen die nationalen Provider untereinander international verbinden. Ganz schlimmes Beispiel an der Stelle ist leider die Telekom. Normalerweise sind alle Provider untereinander angehalten sich großzügig miteinander zu vernetzen, denn das kommt der Gesamtqualität der Netze zugute. Da man davon ausgeht das der Traffic in beide Richtungen in etwa gleich ist, berechnen sich die Provider untereinander meist nichts, sondern jeder baut seine Übergabe-Stelle auf eigene Kosten aus, wenn Engpässe auftreten. Nun möchte die Telekom für den Ausbau aber oft ein vielfaches des marktüblichen Preises für Traffic vom Transitprovider haben. Der lehnt das natürlich ab. Somit wird an der Stelle nichts ausgebaut und die Engpässe verschlimmern sich, je nach Tageszeit dramatisch. Problem ist das der normale Endkunde davon gar nicht weis. Aus seiner Sicht funktioniert ja der Anschluß und bringt die versprochene Bandbreite. Der Anbieter (z.B. wir) haben im Grunde auch kein Problem. Der Stream wird ordentlich ein- und ausgeliefert, die Server laufen und das Monitoring zeigt auch keine Probleme auf. Ich sehe solche Sachen leider öfter und es gibt auch Methoden um das ganze nach zu vollziehen. Da sieht man dann meist ganz genau wo es klemmt. Nur kommen solche Meß-Verfahren für den Endkunden nicht in Frage.
Beliebtes Beispiel ist auch Telekom Entertain. Ich weis das viele die DEL Übertragungen der Telekom verfolgen. Und das wird natürlich mit uns verglichen. Soweit so gut. Was kaum einer weis, Entertain hat im Netz der Telekom absoluten Vorrang. Die Übertragungen werden direkt ins Telekom-Netz eingespeist und dort vorrangig ausgeliefert. Das funktioniert dann natürlich auch reibungslos. Bei Engpässen aber fällt der SpradeTV Stream da natürlich schon mal hinten runter, denn der kommt ja von außerhalb. Gleiches gilt für Amazon Prime, Netflix, DAZN, Youtube etc. Alle diese Anbieter bezahlen Unsummen für bevorzugtes Routing in den Netzen, entsprechend läuft das ganze auch recht gut. Richtige Netzneutralität gibt es an der Stelle schon lange nicht mehr. Und ich befürchte das ganze wird sich mittelfristig leider noch verschlimmern.