Bully nach Tor bei 59:59

  • Wir hatten in Erding am Sonntag den Fall, dass wir das 4:6 durch ein Empty-Net-Goal bei 59:59 (also noch klar in der Spielzeit) kassiert haben. Nach dem Tor waren dann schon alle Gästespieler jubelnd bei ihrem Torwart, unsere Zuschauer haben (wie bei uns nach dem Spiel üblich) ihre Sitzkissen aufs Eis geworfen. Das Spiel wurde nicht mehr fortgesetzt. Jetzt meine Frage:

    Kann das Spiel mit einem Tor enden, ohne dass danach ein Bully ausgeführt (pro forma, sieht man ja oft in den letzten Sekunden). Denn wenn ein Tor fällt ist doch danach sicher noch Spielzeit vorhanden?

  • Wenn ein Tor bei 59:59 fällt, dann ist es nicht notwendig, dass das Anspiel noch ausgeführt wird.

    So ist es im Casebook unter 470 A 2 geregelt.

  • Noch interessanter ist, dass dann direkt die Verlängerung anfangen kann.
    So geschehen diese Saison in der Oberliga West beim Spiel Herford gegen Hamm. Herford hat in der letzten Sekunde den Ausgleich erzielt, der Schiedsrichter gab bekannt, dass die Verlängerung dient anfängt, nur dem Hammer center Corey Bartzen hat dies niemand gesagt. Er ließ den Puck liegen, die Herforder nahmen die Chance wahr und machten nach wenigen Sekunden den Siegtreffer.

  • Wenn ein Tor bei 59:59 fällt, dann ist es nicht notwendig, dass das Anspiel noch ausgeführt wird.

    So ist es im Casebook unter 470 A 2 geregelt.

    Müssen dazu beide Trainer/Verantwortliche zustimmen?

    Heuer beim Heimspiel gegen Mannheim erzielte Meunier ein Emptynetgoal zum 2-0 bei 19:59. Schiri Bauer fuhr dann mit einer " Spielendegeste" zu den beiden Coaches. Mannheims Kreis war jedoch nicht einverstanden, sodass es noch ein Bully mit anschließendem Austauschen von Zärtlichkeiten gab...

  • Müssen dazu beide Trainer/Verantwortliche zustimmen?

    Heuer beim Heimspiel gegen Mannheim erzielte Meunier ein Emptynetgoal zum 2-0 bei 19:59. Schiri Bauer fuhr dann mit einer " Spielendegeste" zu den beiden Coaches. Mannheims Kreis war jedoch nicht einverstanden, sodass es noch ein Bully mit anschließendem Austauschen von Zärtlichkeiten gab...

    Das ist eigentlich allein die Entscheidung des/der Schiedsrichter.

  • Passt schon. Bei jedem Unterbruch kann nur ein Tor erzielt werden, wir sind schon bei 59:59, bei 60:00 kann kein Tor mehr erzielt werden.


    Aber theoretisch könnte noch ein Tor erzielt werden, welches in einem eventuellen direkten Vergleich der beiden Kontrahenten wichtig wäre....

    Schon merkwürdig, wie das so gehandhabt wird. Beim Spiel Füssen gegen Klostersee gab es beim Stand von 3:1 für Füssen 0,3 Sekunden vor Ablauf der Spielzeit ein Icing (die Scheibe überquerte bei 0,3 die verlängerte Torlinie des Gegners). Die Zeitnehmer ließen die Zeit natürlich runter laufen, die Spieler beglückwünschten sich und gingen zum Shakehands über. Der Schiedsrichter pfiff jedoch alle wieder zurück und ließ eine Sekunde nachspielen, da die Zeit noch nicht abgelaufen gewesen wäre.....

  • Du wirfst hier aber auch zwei Sachen durcheinander, Casebook 470 A 2 gilt nur für das Anspiel nach einem Tor am Mittelpunkt, in allen anderen Situationen ist das Anspiel noch durchzuführen.

  • Nur so eine kleine Spinnerei am Rande (bitte nicht zu ernst nehmen). Hat nichts mit der Frage zu tun, ob man das Anspiel ausführen muss oder nicht :)

    Ist es möglich, bei einem Bully vom mittleren Anspielpunkt innerhalb 1 Sekunde ein Tor zu schießen?

    Nehmen wir mal folgende (Idealbedingungen) an:

    - der verteidigende Center greift nicht aktiv beim Bully ein. Besser: er ist gar nicht da
    - der angreifende Center hat einen Schlagschuss von 140 km/h (das ist ein GUTES Tempo!). Der Puck bewegt sich konstant mit 140 km/h (eher unmöglich, aber sonst wird es kompliziert)
    - der verteidigende Torhüter ist betrunken oder fährt aus dem Tor
    - der Zeitnehmer hat die Reflexe einer Klapperschlange und bedient die Uhr absolut korrekt

    Was passiert:

    - Schiri wirft ein
    - Angreifer erwischt den Puck exakt zur richtigen Zeit mit einem Schlagschuss
    - 140 km/h sind 38,9 m/s. Der Puck kann also 39 Meter zurücklegen, bevor die Schlusssirene ertönt
    - die Entfernung Anspielpunkt - Torlinie beträgt 26,5 Meter (wenn das Eis 61 Meter lang ist)
    - also kann es funktionieren! Äh... Wirklich?

    Warum kann es nicht funktionieren?

    - der Puck braucht ca. 2/3 der verbleibenden Sekunde, um vom Anspielpunkt zum Tor zu fliegen
    - der angreifende Spieler hat also 1/3 Sekunde Zeit, um seinen Schlagschuss vorzubereiten
    - in diesen 0,3 Sekunden muss er seinen Schläger vom Eis nehmen (wo er beim Anspiel sein muss), muss sich in eine gute Schussposition drehen (sonst wird es kein 140 km/h-Schlagschuss), muss den Schläger aus Hüfthöhe bis Puck durchziehen. Zielen hab ich mal weggelassen

    Fazit:

    Auch, wenn die obige Berechnung extrem ungenau ist: ein reguläres Tor bei Spielzeit 59:59 ab Mittelkreis kann es nicht geben. Selbst, wenn der Puck in nur 0,3 Sekunde den Weg Anspielpunkt - Torlinie schaffen würde, kann kein Mensch innerhalb von 0,6 Sekunden in einer Bully-Situation einen ausreichend schnellen Schuß abgeben.

    Ein Tor kann in dieser Situation nur fallen, wenn der Zeitnehmer die Uhr nicht absolut perfekt bedient. Und das kann kein Zeitnehmer. Wenn der Mensch an der Uhr 1 Sekunde verpennt (und das ist kein Fehler, sondern vollkommen normal!), könnte es dieses im Prinzip völlig unmögliche Tor geben. Wenn der Schiri bei 59:59 kein Anspiel am Mittelkreis macht, ist er auf der sicheren Seite :)