So - eine Nacht drüber geschlafen. Mal Zeit in Ruhe ein Fazit zu ziehen:
Das Saisonziel "Finale" wurde erreicht, das Traumziel "Meisterschaft" leider nicht. Die Hauptrunde war - gerade gegen Ende ziemlich zäh und nicht immer ansehnlich - trotzdem konnte man insgesamt den Zuschauerschnitt steigern und in den Play-Offs den sagenumwobenen Schalter umlegen. Mit Ravensburg setzt es sich fort, dass hier ein heißer Rivale auf Augenhöhe emporgewachsen ist. Die Spiele gegeneinander auch schon in der Hauptrunde die Highlights. Insgesamt kann man mit dem Saisonverlauf aufgrund der sehr guten Play-Offs zufrieden sein, auch wir natürlich gerne den Titel geholt hätten. Doch im Hinblick auf das neue Jahr muss man sich fragen, warum es nicht gereicht und was der Gegner besser gemacht hat.
Und hier sehe ich - auch im Hinblick auf die Meister der vergangenen Jahre - die folgenden Punkte:
- Torhüter und Stürmer: Silverthorn hat uns die Serie nicht verloren, Silverthorn hat ein starkes Jahr gespielt. Aber ich glaube, dass ein Ausländer im Feld letztlich wertvoller ist, als im Tor, wenn davor eine vernünftige Abwehr steht. Die Abwehr war vernünftig, daran gibt es nicht viel zu kritisieren. Aber Ravensburg mit ihren vier ausländischen Stürmern war uns in der Effektivität überlegen, sie brauchten weniger Chancen um zum Torerfolg zu kommen. Hätten wir vielleicht noch Guerrero dabei gehabt, dann wären wir auch durchschlagskräftiger gewesen. Zumal die ausländischen Spieler einfach mehr Führungsqualitäten haben, die meisten Deutschen in der 2. Liga brauchen doch jemanden neben sich, der sie in Szene setzt, auch wenn sie aus der DEL kommen. Deutsche Spieler, die eine Reihe führen und ein Spiel entscheiden können, die spielen eben eine Liga höher und begeben sich verständlicherweise nicht in die 2. Liga.
Die Lehre aus dem Finale muss also sein, dass man sich um einen deutschen Torhüter bemüht, Silverthorn mit ehrlichem Dank und Blumen verabschiedet und die zusätzliche Ausländerposition wieder im Sturm vergibt. Dazu noch der Austausch einiger deutscher Spieler, dann ist die Mannschaft auch im nächsten Jahr wieder gerüstet.
- Bessere Ausländer bei Ravensburg: Ravensburg hat erfolgreich gezockt und sehr lange mit der Verpflichtung der Ausländer gewartet. Dadurch konnte man sich Spieler vom Kaliber eines Leavitt oder Maloney zu einem vernünftigen Preis sichern. Wir hatten unser Team sehr früh zusammen, dadurch hatten wir sicher nicht die besten Ausländer der Liga. Trotzdem würde ich es nicht befürworten ebenso zu zocken, denn das kann auch schief gehen und bei unseren Ausländern weiß man was man hat. Und wenn Hacker nicht immer die Finalseuche hätte.... wer weiß was dann gewesen wäre.
- Kämpferisch und einsatzmäßig kann man dem Team nichts vorwerfen, das berüchtige "ehrliche Eishockey" haben sie immer gezeigt, man hat nie das Gefühl gehabt, das Team will nicht.
- Was uns aber noch fehlt ist ein richtiger Bad Guy, ein Typ, der emotional ein Spiel herumreißt und vom Gegner gehasst wird. Einer der auch mal extra hingeht und dazwischen haut. Emotional wie Slavetinsky oder Hassan, schlagkräftig wie Dwyer oder Lehoux in jungen Jahren. Borzecki ist der einzige bei uns mit diesem "bösen Blick", aber der schlägt sich ja auch nicht.
Bleiben noch die Punkte "Einzelkritik" und "Trainer":
Ich möchte ungern auf einzelne Spieler einschlagen, aber im Nachhinein muss man einfach sagen, dass nicht alle Spieler die Erwartungen erfüllen konnten. Lanier, Mayr und mit Abstrichen auch Krestan und Götz haben mich enttäuscht, bei Just, Prommersberger, Gawlik und Quinlan sehe ich eine gewisse Stagnation in der Leistung, hier hätte ich mir etwas mehr im Laufe der Saison erwartet. Hofbauer war bis zu seiner Verletzung auf dem Weg Richtung DEL, konnte danach aber leider nicht mehr an sein Leistungsniveau anknüpfen. Auch Forster immer wieder von Verletzungen geplagt,Dadurch verlor auch die vierte Reihe an Durchschlagskraft. Mit der Abwehr war ich insgesamt zufrieden, Renz nach einigen Anlaufschwierigkeiten (in der 2. Liga wird anders gepfiffen als in der DEL) immer noch ein Vorbild an Einsatzbereitschaft, Gaucher mit Abstand unser bester Offensiv-Verteidiger, wie wichtig er für den Spielaufbau ist, hat man erst gemerkt, als er mal nicht dabei war. Ebenso bei Borzecki, dessen Wichtigkeit im Team auch erst beim Fehlen offensichtlich wurde.
Würde als letzten Satz dazu gerne noch sagen, dass das natürlich eine Kritik auf hohem Niveau ist, viele andere Clubs wären froh, wenn sie unsere Spieler mit deren Leistung dieses Jahr im Team gehabt hätten. Es sind Kleinigkeiten, aber Kleinigkeiten müssen auch verbessert werden, wenn man den nächsten und letzten Schritt machen will.
Trainer: Axel Kammerer stand immer wieder in der Kritik, der Vorwurf der taktischen Fehler und spielerischen Unfähigkeit stand im Raum. Ich kann das nicht so ganz teilen, so schlecht habe ich das alles gar nicht gesehen. Mir gefällt dieses laufintensive Eishockey durchaus und es gab immer wieder auch Szenen, die mich auch spielerisch begeistert haben. In der Hauptrunde stellen sich gerade daheim viele Gegner gegen uns hinten rein, da ist es natürlich viel schwerer spielerisch zu glänzen. In den Play-Offs hat dann auch das Powerplay wieder gepasst und ich glaube nicht, dass das von Helmut de Raaf oder Lothar Linz einstudiert wurde. Insgesamt würde ich mich auf jeden Fall dafür aussprechen mit Axel Kammerer weiterzumachen: Er bringt unser Team immerhin dazu immer alles zu geben, etwas was so häufig verlangt wird und in Schwenningen sonst auch immer honoriert wurde und wird. Ein neuer Trainer ist auch immer eine Unbekannte, ein Risiko - natürlich auch eine Chance. Aber ich würde es Axel Kammerer zutrauen, im nächsten Jahr den Titel zu holen, der Ehrgeiz wird da sein und wenn er sich im Sommer in ehrlichen Gesprächen mit Stefan Wagner und Co. daran macht, mögliche Fehler aus der Saison aufzuarbeiten, dann bin ich auch bei der Trainerfrage optimistisch.
Das ist also meine Sicht auf 2010/2011 - eine schöne Sommerpause wünsche ich.