Brisante Wetterentwicklung - Wintereinbruch immer wahrscheinlicher:
Schaut Mann oder Frau sich die Wetterlage zum heutigen Montag
an, so deutet zunächst mal nicht Viel darauf hin, dass im
Verlauf der nächsten Tage ordentlich Schmackes winterlicher
Couleur in die Atmosphäre kommt. Zwischenhoch NORIS beschert
Deutschland einen vergleichsweise beschaulichen, vielerorts
sogar sonnenscheinreichen Wochenstart, ein Novembertag der
freundlichen Sorte halt. Die Präposition "Zwischen" vor dem
Hoch lässt aber bereits erahnen, dass es mit Ruhe und
Beschaulichkeit bald schon wieder vorbei ist, und richtig,
bereits am Dienstag findet sich der gute NORIS unweit der
Schwarzmeerküste wieder und der Weg wird frei für den Ausläufer
von Skandinavientief FRAUKE, der sich mit einem Regengebiet von
Nordwesten her nach Deutschland hereinmogelt. Der ganz große
"Brüller" in puncto Wetteraktivität ist FRAUKE zwar noch nicht,
gleichwohl stellt sie den Auftakt einer sich stetig
zuspitzenden Wetterentwicklung dar, die wahrscheinlich am
kommenden Wochenende ihren Höhepunkt erfährt.
Dabei verhält sich die Sache zunächst so, dass bis Donnerstag
der Wind stetig zunimmt, was allerdings nicht an FRAUKE sondern
an ihren Nachfolgerinnen liegt, über deren potenzielle Namen
sich der Verfasser an dieser Stelle noch nicht äußern möchte.
Wichtig ist, dass der bisweilen Sturmstärke erreichende Wind
(Sturm erst nur an der See und in Hochlagen, am Donnerstag dann
auch in tiefen Lagen, vor allem in der Mitte und im Norden)
zunächst noch aus westlichen Richtungen kommt, so dass die
einströmende Meeresluft vergleichsweise mild ist, obwohl sie
ihren Ursprung in polaren Breiten hat. Der Grund für diese
milde Komponente ist die Tatsache, dass die Luftmasse einen
langen Weg über relativ ! warmes Atlantikwasser zurücklegt,
wobei sie sich peu a peu erwärmen kann. Also, bis Donnerstag
findet Winter nur temporär im Bergland statt, sieht man einmal
von einem frostigen Dienstagmorgen im Osten und Süden des
Landes ab.
Im Laufe des Donnerstags und Freitags passiert dann aber etwas
Entscheidendes in der Atmosphäre, was nicht ohne Folgen auf
unser Wetter bleibt. Das kräftige (namenlose) Hoch westlich von
Irland, das schon am heutigen Montag auf den Wetterkarten zu
finden ist, dehnt seinen Einfluss bis nach Grönland sowie zum
Nordpolarmeer aus. Na und, wird jetzt vielleicht der eine oder
andere Leser einwerfen, was interessiert uns das hier vor Ort.
Nun, bei gleichzeitig reger Tiefdrucktätigkeit über Nord- und
Osteuropa kippt die Strömung von westlichen auf nordwestliche
bis nördliche Richtungen, wodurch arktische Kaltluft angezapft
wird, die nun wiederum auf direktem Weg (und damit deutlich
weniger Chancen sich zu erwärmen) nach Mitteleuropa respektive
Deutschland gelangt. Dieser Prozess vollzieht sich - und da
sind sich die verschiedenen Computermodelle diverser
Wetterdienste einig - im Laufe des Freitags, was einen
merklichen Temperaturrückgang zur Folge hat.
Doch damit nicht genug, die ganze Palette winterlicher
Wetterprozesse dürfte am Freitag und am Wochenende (wobei der
Sonntag noch ein paar Fragezeichen aufwirft, die an dieser
Stelle aber nicht diskutiert werden sollen) ausgiebigst
ausgereizt werden, Anhänger winterlicher Wetterszenarien dürfen
also schon mal "die Messer wetzen". Für Details ist es zwar
noch etwas zu früh, man sollte sich aber auf schauerartige
Schneefälle und kräftige Graupelschauer (z.T. mit Blitz und
Donner) einstellen, die tatsächlich bis in tiefe Lagen fallen
und vielerorts zumindest zeitweise für die Ausbildung einer
Schneedecke sorgen dürften. Im Nordwesten allerdings, wo die
Luft unmittelbar von der Nordsee kommt, fällt das Produzieren
einer Schneedecke bei einer solchen Wetterlage erfahrungsgemäß
schwer, gleichwohl könnte es auch hier des Nachts und in den
Frühstunden mal die berühmte "weiße Überraschung" geben, obwohl
eine Überraschung, die bereits fünf Tage im Voraus angekündigt
wird, ja eigentlich keine Überraschung mehr darstellt, liebe
Medienvertreter.
Richtig "fett" wird der Wintereinbruch in den Mittelgebirgen
und in den Alpen, wo es im Nord- und Nordweststau teils länger
anhaltend schneien kann, was für einige Dezimeter Neuschnee
sorgt, der durch den lebhaften und böigen nordwestlichen Wind
und bei negativen Temperaturen stark verweht werden kann. Also,
harren wir der Dinge, die da kommen werden, langweilig wirdŽs
jedenfalls nicht...
Dipl.-Met. Jens Hoffmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
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