....und jährlich grüßt das Murmeltier, oder "wir werden nie gescheit!"
Finanzielle Probleme bei den Blue Lions – heute Entscheidung beim Finanzamt
Leipzig. Sportlich sieht es für die Blue Lions bislang sehr gut aus. Finanziell hat der Eishockey-Oberligist allerdings Probleme, sogar der weitere Spielbetrieb ist in Gefahr.
Heute, 10 Uhr, sitzt Wolfgang Weinhardt dem stellvertretenden Vorsitzenden des Leipziger Finanzamtes gegenüber und wird ihm die Situation schildern. Die sei schwierig, bestätigte Weinhardt gestern, „aber nicht unlösbar. Ich gebe nicht auf, ich bin ein Kämpfer.“
Es geht um 20 000 Euro, die von der Betreibergesellschaft Sport & Kunst Marketing GmbH sofort überwiesen werden müssen, damit der Spielbetrieb wie geplant weitergeht und auch das Heimspiel am Freitag (20 Uhr) gegen Rostock in der Messehalle 6 ausgetragen werden kann. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir spielen und die Kuh vom Eis bekommen“, sagte Weinhardt, einer der Geschäftsführer der GmbH. Mit einem geplanten Etat von 1,1 Millionen Euro gingen die Blue Lions in die Saison, 950 000 sind davon gedeckt. Ein Sponsor aus der Energiebranche sei kurz vor Vertragsunterschrift abgesprungen, daher die Differenz, erklärte Weinhardt.
Hintergrund der aktuellen finanziellen Engpässe sind Forderungen des Finanzamtes in Höhe von etwa 50 000 Euro für Lohn- und Umsatzsteuer. Vereinbart waren Anfang September monatliche Ratenzahlungen von 5000 Euro und eine einmalige Zahlung von 15 000 Euro. 10 000 davon kann Weinhardt aufbringen. Sein Optimismus, den Spielbetrieb trotzdem am Leben zu erhalten, gründet sich auf Gespräche der letzten Tage, als er unter anderem mit Chrysler Deutschland einen Sponsor-Vertrag vereinbarte und von vielen Seiten großen Zuspruch erfuhr. Womit der Vertreter des Finanzamtes nur bedingt zu überzeugen sein dürfte, dafür mehr von der Einnahme, die im November ins Haus steht. Dann werde die Eisfläche an eine Fernsehfirma für die Produktion von Holiday on Ice vermietet, die dafür fast 20 000 Euro brutto zahle. „Die Summe ginge sofort ans Finanzamt.“
In einem Brief ans Leipziger Rathaus bat er auch Oberbürgermeister Burkhard Jung um Hilfe. Weinhardt will der Stadt die Eisfläche und die dazugehörige Technik zur Verfügung stellen und ersucht im Gegenzug um Erlass der Miet- und Stromkosten, die 6000 beziehungsweise 15 000 Euro pro Monat betragen. Diese Summen muss der Verein entsprechend der Spielzeit achtmal im Jahr aufbringen. „Anderswo werden den Eishockey-Vereinen doch auch die Mietkosten erlassen“, argumentiert Weinhardt.
Der 73-Jährige weiß nur zu gut, dass auch andere Vereine diese Forderung erheben können, er hat lange genug den Leipziger Sport als großzügiger Sponsor unterstützt. Vielen Athleten hat er geholfen, damit sie Training und Beruf verbinden können. Jens Lehmann, Radsport-Olympiasieger von 1992, ist dafür ein gutes, vielleicht das beste Beispiel. Heute ist Lehmann für die CDU Mitglied des Sportausschusses und kennt die Probleme der Blue Lions. „Was Herr Weinhardt mit dem Eishockey fast aus dem Boden gestampft hat, das ist unglaublich“, so Lehmann, „und man sieht ja auch bei den vielen Fans in der Halle, welche Begeisterung er ausgelöst hat.“ Er ist dazu bereit, seinem einstigen Förderer zu helfen, Türen zu öffnen, denn über die Höhe von Stromrechnungen müssten nun mal die Stadtwerke entscheiden.
Weinhardt hofft, das er heute mit guten Nachrichten aufwarten kann. Nicht nur, weil er selbst viel Geld in den Eishockey-Verein gesteckt hat, „ich würde doch am meisten verlieren“. Sondern auch deshalb, weil er das Projekt Eishockey mit so viel Herzblut begleitet hat. „Irgendwie ist es mein Kind.“
Quelle:http://forum.eishockey-leipzig.de/index.php?show…=0&#entry189400