Schwere Kämpfe in georgischer Provinz Südossetien
Erschienen am 08. August 2008
Nach dem Bruch der Waffenruhe in der georgisch-südossetischen Konfliktzone haben nach Angaben der Agentur Interfax beide Seiten Ziele mit Kampfflugzeugen bombardiert. Südossetien setzte zwei Kampfjets vom Typ Suchoi SU-25 zur Bombardierung georgischer Stellungen ein. Unmittelbar danach hätten fünf georgische Kampfjets gleichen Typs Angriffe auf Südossetien geflogen. Auch Russland hat sich offenbar in die Kampfhandlungen eingeschaltet. Das georgische Fernsehen berichtet von Angriffen auf die Stadt Gori.
"Drei russische Suchoi-24 drangen am Freitag in den georgischen Luftraum ein. Eine von ihnen warf zwei Bomben nahe der Polizeistation in Kareli ab", teilte ein Sprecher des georgischen Innenministeriums in Tiflis mit. Kareli liegt auf georgischem Gebiet nahe der Grenze zu Südossetien. Später berichtete das georgische Fernsehen von Angriffen auf die Stadt Gori.
Saakaschwili kündigt vollständige Mobilmachung an
Der georgische Präsident Michail Saakaschwili hat am Freitag eine vollständige Mobilmachung in Georgien verkündet. Georgien stehe einer Militärintervention von großem Ausmaß gegenüber, sagte Saakaschwili in einer Fernsehansprache. Die Kämpfe erreichten am Morgen die Provinzhauptstadt Zchinwali, wie die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtete. Nach Angaben Südossetiens starben mindestens 15 Zivilisten bei den heftigen Kämpfen.
Südossetien ersucht Russland um Beistand
Zur Verteidigung gegen die Militäroffensive aus Georgien hat die abtrünnige Region Südossetien Russland offiziell um bewaffneten Beistand ersucht. Die Behörden in der südossetischen Hauptstadt Zchinwali riefen die russische Führung auf, das Leben der Bevölkerung in der Konfliktregion zu schützen, meldete die Agentur Interfax. "Wir brauchen ein militärisches Eingreifen, damit der Krieg aufhört, der Aggressor gestoppt wird und die Seiten an den Verhandlungstisch zurückkehren", sagte Südossetiens Vertreter in Russland, Dmitri Medojew.
Südossetische Hauptstadt bereits unter georgischer Kontrolle?
Der Kreml teilte in Moskau mit, das Russland unter Leitung von Präsident Dmitri Medwedew gegenwärtig Hilfsmaßnahmen prüfe. Russland hat in der Region Friedenstruppen stationiert und bot die Aufnahme von Flüchtlingen an. Georgien erhebt seit langem den völkerrechtlich verankerten Anspruch auf die abtrünnige Region. Tiflis hoffe, Südossetien schnell einnehmen zu können, sagte der georgische Integrationsminister, Temur Jakobaschwili, laut Medien. Der südossetische Präsident Euard Kokojty wies Berichte zurück, Zchinwali werde bereits von georgischen Truppen kontrolliert.
Bisher keine offizielle Kriegserklärung
Beobachter sprachen von einem "handfesten Krieg" im Südkaukasus. Der georgische Präsident Michail Saakaschwili hatte am Donnerstag einen Waffenstillstand angeordnet. Die Feuerpause wurde aber wenig später gebrochen. Georgische Behörden begründeten das mit der "notwendigen Herstellung der konstitutionellen Ordnung". Eine offizielle Kriegserklärung gab es aber nicht. Der Konflikt reicht bereits Jahre zurück, in der kleinen Bergregion galt in den vergangenen Jahren ein brüchiger Waffenstillstand.
Quelle: t-online.de